Die Landesbank könnte zum Fass ohne Boden werden, warnen Experten und Politiker. Es fehle ein tragfähiges Geschäftsmodell.

Hamburg/Kiel. Es ist das größte Rettungspaket in der Geschichte der beiden Bundesländer - doch Experten befürchten, dass Hamburg und Schleswig-Holstein trotz der jetzt beschlossenen Drei-Milliarden-Spritze für die HSH Nordbank schon bald in ähnlicher Höhe nachlegen müssen. "Ich erkenne bei der HSH Nordbank kein tragfähiges Geschäftsmodell und bin sehr skeptisch, ob den Bürgern im Norden mit dem Beschluss gedient ist", sagte Bankenexperte Wolfgang Gerke dem Abendblatt. Es habe den Anschein, als hätten Hamburg und Schleswig-Holstein jetzt nur einen unbedingt notwendigen Rettungsschritt getan, um später doch noch den Bund um weitere Hilfen bitten zu können.

Die beiden Länder hatten gestern eine Kapitalspritze von drei Milliarden sowie eine Bürgschaft über zehn Milliarden Euro beschlossen. Die beiden Regierungschefs Ole von Beust und Peter Harry Carstensen (beide CDU) hatten versucht, Optimismus auszustrahlen, als sie gestern Mittag das gemeinsame Rettungspaket in Kiel vorstellten. "Wir stehen zu unserer Bank", sagte von Beust. Ohne das Rettungspaket hätte der Bund die Nordbank schließen müssen, ergänzte Peter Harry Carstensen (CDU). Die Regierungschefs betonten, dass die Bürger durch die Hilfsaktion nicht direkt belastet werden. Diese Zusage, das machte Finanzsenator Michael Freytag (CDU) deutlich, gilt aber nur für den Fall, dass die HSH Nordbank sich erholt.

Gerke hält dagegen weder das neue Geschäftsmodell der Bank für tragfähig noch die Kapitalerhöhung für ausreichend und plädiert für eine Fusion mit anderen Landesbanken.

In der Tat wird auch das von der Politik gern als "solides Kerngeschäft" bezeichnete Segment der Schiffsfinanzierungen kaum zur Gesundung der Bank beitragen können. Denn vor allem beim Bau von Containerschiffen drohen starke Überkapazitäten.

Rund neun Prozent der gesamten Container-Schiffskapazität liegen nach Einschätzung des Fachdienstes AXS Alphaliner derzeit still. Die HSH Nordbank als weltgrößter Schiffsfinanzierer bleibt davon nicht unberührt. Viele Reeder versuchen derzeit Schiffe, die in den kommenden drei Jahren gebaut werden sollen, wieder abzubestellen.

Massive Kritik am Rettungspaket kommt auch von der Opposition in Hamburg und Kiel. Die Kapitalzufuhr reiche angesichts der schon heute vom HSH-Vorstand erwarteten weiteren Verluste gerade aus, das Geschäft in diesem Jahr am Laufen zu halten, meint Wolfgang Kubicki, FDP-Fraktionschef im Kieler Landtag. Dann müssten neue Milliardenhilfen her. An der Förde werden bereits Befürchtungen laut, dem Land drohe der Staatsbankrott.

Der Hamburger SPD-Haushaltsexperte Peter Tschentscher sagte, die nächsten Haushaltszahlen würden in Hamburg "Entsetzen, auch bei der CDU" hervorrufen. Er fürchtet massive Sparrunden, die auch CDU-Haushaltsexperte Rüdiger Kruse nicht ausschließt.