Die bekannte Expertin und Scientology-Gegnerin der Innenbehörde ist offenbar frustriert, dass sie nicht mehr Personal zur Verfügung hat.

Ursula Caberta, seit mehr als 16 Jahren Leiterin der Arbeitsgruppe Scientology (AGS) in der Innenbehörde, will ihren Job offenbar aufgeben. "Frau Caberta hat vor einiger Zeit signalisiert, dass sie sich nach 16 Jahren innerhalb der Hamburger Verwaltung beruflich verändern will. Darauf hat die Behörde in enger Abstimmung mit Frau Caberta reagiert", sagt Thomas Butter, Sprecher der Innenbehörde. Hinter den Kulissen aber brodelt es mächtig. Es soll um die Nachbesetzung von Stellen in der AGS gehen - und darum, dass die bundesweit renommierte Sekten-Expertin mangelnde Unterstützung seitens der Behördenleitung beklage.

Ursula Caberta will sich offiziell zu den Vorwürfen nicht äußern. Sie bestätigt aber, dass es Gespräche über einen Wechsel innerhalb der Verwaltung gebe. Caberta: "Ich bin offen für etwas Neues. Mehr gibt es derzeit nicht zu sagen." Allen Beteiligten, so heißt es in der Behörde, sei klar, dass ein Weggang Cabertas aus der AGS einschneidende Folgen haben könnte: Die Ex-Politikerin gilt als versierte Kennerin der Scientology-Machenschaften und anderer Sekten, hat internationale Kontakte und tritt in Diskussionsrunden und Talkshows als Speerspitze im Kampf gegen Psychosekten auf. Zahlreichen Aussteigewilligen hat sie geholfen, ein Leben außerhalb von Sekten oder dubiosen Vereinigungen aufzubauen. Dass die energiegeladene Buchautorin und Ex-Unterstützerin der Linkspartei einen "ruhigen" Job in der Verwaltung antreten wolle, halten Wegbegleiter für vollkommen ausgeschlossen. "Derzeit werden verwaltungsintern - immer in enger Absprache mit Frau Caberta - Gespräche geführt, die aber noch nicht abgeschlossen sind", so Butter. Laut "Bild" soll ein Wechsel in die Sozialbehörde im Raum stehen.

Caberta, die wegen ihres Kampfes gegen Scientology schon körperlich angegriffen wurde, unter anderem in den USA, mahnt nach Abendblatt-Informationen seit geraumer Zeit immer wieder eine bessere Personalausstattung ihrer Arbeitsgruppe an - bisher ohne greifbare Ergebnisse. Der SPD-Abgeordnete Andreas Dressel wirft der Innenbehörde deshalb Versäumnisse vor: "Der Psychokonzern Scientology hat es in mehr als 15 Jahren nicht hinbekommen, Frau Caberta zu zermürben. CDU-Innensenator Ahlhaus hat das aber offenbar in nicht mal zwölf Monaten geschafft." Dressel will mit einer Kleinen Anfrage an den Senat die Hintergründe des möglichen Behörden-Wechsels in Erfahrung bringen.

Caberta war zuletzt immer wieder für ein Verbot der Scientology-Organisation eingetreten. Ein Vorstoß, den Hamburg gemeinsam mit Bayern unternommen hatte, war allerdings in der Innenministerkonferenz abgeschmettert worden.

Die Sektenbeauftragte der Bundesregierung, Antje Blumenthal (CDU), würde es nach eigenem Bekunden bedauern, wenn Caberta die AGS verließe: "Ich kann verstehen, dass man nach 16 Jahren neue Aufgaben sucht. Doch es wäre schade, wenn ihr Fachwissen verloren ginge."