Die Piraten des gekaperten Flüssiggastankers “Longchamp“ im Golf von Aden haben sich erstmals bei der Reederei gemeldet. Am Sonnabend - zwei Tage... Bilder zum Artikel
Die Piraten des gekaperten Flüssiggastankers "Longchamp" im Golf von Aden haben sich erstmals bei der Reederei gemeldet. Am Sonnabend - zwei Tage nach der Entführung - haben sie in Hamburg angerufen, sagte ein Sprecher der Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement dem Abendblatt. "Wir konnten auch kurz mit dem Kapitän sprechen." Alle 13 Besatzungsmitglieder - zwölf Philippiner und ein Indonesier - seien wohlauf und in guter gesundheitlicher Verfassung. Ob die Entführer Lösegeld gefordert haben, wollte der Sprecher nicht sagen. "Wir hoffen, dass wir den Dialog bald weiterführen können." Wie viele Piraten an Bord des Tankers sind, blieb zunächst unklar. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt unterdessen wegen Angriffs auf den Luft- und Seeverkehr (wir berichteten). Ein Angriff auf den Luft- und Seeverkehr wird nach Angaben von Wilhelm Möllers, Sprecher der Staatsanwaltschaft, laut Gesetz mit "nicht unter fünf Jahren Freiheitsstrafe" geahndet.
Die Entführer hatten den rund 3500 Tonnen großen und knapp 100 Meter langen Tanker am frühen Donnerstag im Golf von Aden in ihre Gewalt gebracht. Das Schiff war der Reederei zufolge von Norwegen nach Vietnam unterwegs gewesen und hat Ladung in Spezialtanks an Bord. Der Kapitän hatte der Reederei in einem kurzen Telefonat von der Enterung berichtet. Über den Ablauf gibt es widersprüchliche Angaben. Laut Reederei ist der Tanker nicht im Konvoi mit der deutschen Marine gefahren. Die "Longchamp" habe sich in Begleitung mehrerer Schiffe sowie eines indischen Kriegsschiffs befunden. Die Europäische Union wies die Darstellungen zurück. Der Flüssiggastanker "Longchamp" habe einen Konvoi nicht abgewartet und sei allein am Nordrand des Transitkorridors gefahren. Das Schiff habe es versäumt, sich bei der EU-Anti-Piraten-Mission "Atalanta" anzumelden.