Modeschöpfer wollte sich zurückziehen. Doch nun stellte er eine neue Kollektion vor.
Im schwarz-glitzernden Anzug steht er auf dem Laufsteg. Die Musik geht an, Jürgen Hartmann (71) nimmt das Mikrofon und singt zum Playback. "Rote Rosen für Dich" heißt das Lied, das er sich für den Abend ausgesucht hat. Ein Hartmann-Hit, sagen Kenner. Das Publikum, 300 Gäste im Hotel Le Royal Meridien, hauptsächlich Damen im gesetzten Alter, klatschen begeistert. Jürgen Hartmann ist ihr Lieblings-Couturier, er kleidet sie ein für den Alltag, aber insbesondere für gesellschaftliche Anlässe. Frauen wie Hildegard Knef, Grethe Weiser und Heidi Kabel gehörten und gehören immer noch zu seinen Kundinnen. Weil Jürgen Hartmann nebenbei singt und Platten aufnimmt, nennen sie ihn liebevoll den singenden Couturier: "Meinem Vater war der Beruf des Sängers zu unseriös", sagt Hartmann, "ich lernte stattdessen Herren- und Damenschneider." Eigentlich wollte er sich schon nach seiner letzten Modenschau vor zwei Jahren zurückziehen und hauptsächlich in seinem Zweitdomizil Marbella leben, doch die Lust an der Arbeit und dem Glamour holte ihn immer wieder in sein Atelier zurück. "Wer soll denn auch sonst die Arbeit machen", sagt er. Für die Modenschau am Sonnabend hat Jürgen Hartmann innerhalb von drei Monaten 68 Kleider genäht: Ballmode, Hochzeitsmode und die Frühjahrstrends: "Glitzer, pastell und knallig. Alles geht", sagt er. Neun Models zeigen die Kollektion. Auch Hartmanns ehemalige Muse Marie Amihere (26), die sich zwischenzeitlich für den "Playboy" auszog, ist wider Erwarten dabei und erntet den größten Applaus. Mehr noch als seine jetzige Muse Joyce (24), die Tochter eines Japaners und einer Deutschen, die in Düsseldorf lebt. Mega-Model-Chef Ted Linow (51) führt an dem Abend Regie, zu klassischer Musik tänzeln die hübschen Mädchen über den Laufsteg. Auch Hartmanns wohl beste Kundin, die Mäzenin Hannelore Greve, ist im Publikum, sie klatscht begeistert: "Hartmann ist der Beste", sagt sie, "er schneidert seit über zehn Jahren für mich. Ich habe mehr als hundert Modelle von ihm, es wird Zeit, wieder ein paar zu verschenken." Pianist Gottfried Böttger (53) und seine Frau Jasmin begleiten gemeinsam am Flügel. Jasmin Böttger feiert ihren 43. Geburtstag: "Ich habe Jürgen extra darum gebeten, die Show am 11. Oktober zu veranstalten", sagt Böttger, "hier zu sein ist Kult, es macht Spaß." Am Tag danach ist Hartmann glücklich: "Es war ein wunderbares Publikum." Wird es eine weitere Show geben? "Warum eigentlich nicht?", sagt Hartmann und lacht.