Das Fußball-Idol im Interview über “seine“ Stadt, Fairness und die Jugend.

ABENDBLATT: Herr Seeler, wie haben Sie reagiert, als Sie die Nachricht hörten? UWE SEELER: Ich habe das als Ehre empfunden, wenn die Stadt einen auszeichnen will, der seine Stadt und die Leute so liebt wie ich. ABENDBLATT: Was bedeutet die Ehrung für Sie? SEELER: Ich bin Ur-Hamburger, und ich bin nicht umsonst hier geblieben. Für mich ist es die schönste Stadt, die es auf der ganzen Welt gibt. Hamburg ist nicht zu groß und nicht zu klein. Sie ist eine Weltstadt mit Attraktionen wie dem Hafen, der Alster und der Speicherstadt. Ich fühle mich hier wohl, auch wegen des gewissen Understatements. Ich habe versucht, diese Stadt überall in der Welt gut zu verkaufen - aus Überzeugung. ABENDBLATT: Wer hat Sie eigentlich angesprochen? SEELER: Bürgermeister Ole von Beust hat mich einmal angesprochen, ohne konkret zu werden. Ich hatte vorgeschlagen, dass mein Vorbild Max Schmeling Ehrenbürger wird. Er wollte aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht. ABENDBLATT: Herr Seeler, Sie werden der erste Sportler sein, der Hamburger Ehrenbürger wird. Ist das auch eine Auszeichnung für den Sport insgesamt? SEELER: Ja, das sehe ich so. Sportliche Werte wie Fairness und Gemeinschaftsgeist werden so auch honoriert. ABENDBLATT: Empfinden Sie die Ehrung auch als Verpflichtung? SEELER: Ich habe mich nie verpflichtet gefühlt. Ich habe immer so gelebt und gehandelt, wie ich es für richtig halte. Als Sportler - in der Bundesliga und erst recht in der Nationalmannschaft - ist man Vorbild, ob man es will oder nicht. Heute lehnen manche Spieler diese Rolle ab, aber denen sage ich: Heute ist es noch wichtiger als früher, weil es heute noch mehr Verlockungen gibt. Wenn die Kinder und Jugendlichen zum Sport kommen, können sie nicht mehr viel Dummheiten machen. Insofern fühle ich mich der Jugend verpflichtet, das ist meine Einstellung zum Leben. ABENDBLATT: Was wird sich für Sie jetzt ändern? SEELER: Ich bleibe so, wie ich bin. Da ändert sich nicht viel. ABENDBLATT: Haben Sie jemals damit gerechnet, Ehrenbürger zu werden? SEELER: Ehrlich gesagt: nein. Ich bin ja im Grunde stinknormal. Das kann man nicht spielen. Wenn es anders wäre, würden die Menschen es auch sofort merken. Ich bin so, wie ich bin. ABENDBLATT: Wann waren Sie zum letzten Mal im Rathaus? SEELER: Das letzte Mal war ich dort, als Franz (Franz Beckenbauer, die Red.) sich in das Goldene Buch eingetragen hat. Anfang November werde ich wieder da sein: Dann wird im Rathaus der Uwe-Seeler-Preis vergeben. Im Übrigen meine ich, dass man das Rathaus besuchen sollte, weil es sehr schön ist. Interview: PETER U. MEYER