Verwüstete Büros, Wassermengen im Treppenhaus, Menschen in Angst: Die Besetzung der SPD-Geschäftsstelle im Kurt-Schumacher-Haus sorgte am 17. Februar 1999 für Aufsehen. Seit gestern wird der Fall am Oberlandesgericht verhandelt. Bundesweit wurden damals diplomatische Vertretungen und Parteibüros besetzt. Etwa 20 Kurden stürmten die Hamburger SPD-Parteizentrale - aus Protest gegen die Festnahme des Führers der in Deutschland verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), Abdullah Öcalan. Die Besetzung dauerte neun Stunden, Geisel war SPD-Kreisgeschäftsführer Dirk Sielmann (38). Er wurde im dritten Stock aus dem Fenster gehalten, so die Anklage. Ali Z. (48), der die Besetzung angeordnet haben soll und sich nun vor Gericht verantworten muss, sieht bei sich keine Schuld. "Ich habe in keinster Weise eine Straftat begangen, ich bin unschuldig, verlange meine Freilassung", sagt er höflich. "Hilfslehrer" gibt er als seinen Beruf an. Laut Ermittlungen der Bundesanwaltschaft war er einer der PKK-Bosse, der Leiter der Region "Nord-West", zu der auch Hamburg gehört. Die PKK betätigt sich mittlerweile unter dem Namen "Freiheits- und Demokratiekongress Kurdistans" (KADEK). Die Anklage: Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Geiselnahme, Land- und Hausfriedensbruch. Der Mann mit der hohen Stirn und dem sanften Lächeln spricht von seiner Zugehörigkeit zur "kurdischen Freiheitsbewegung", von Folter, die er in 15 Jahren in türkischen Gefängnissen erlitten habe. Zur Besetzung der SPD-Zentrale sagt er dies: "Wir sind traurig darüber und entschuldigen uns bei den Sozialdemokraten." Wer "wir" sei, fragt der Vorsitzende Richter ihn. Ali Z.: "Ich meinte das kurdische Volk und mich selbst." Auf "schwachen Füßen" stehe die Anklage, so einer der Verteidiger am Rande. Sein Mandant sei bei der Aktion nicht dabei gewesen, habe keinen Telefonkontakt mit den Besetzern gehabt. In früheren Verfahren wurden Besetzer bereits verurteilt, ein Rädelsführer 2000 zu zwei Jahren und neun Monaten Haft.