Stell dir vor, es ist Flash-Mob und keiner geht hin. Er würde ausfallen, weil der Flash-Mob von Menschen lebt, von vielen Menschen, die scheinbar aus dem Nichts öffentliche Plätze betreten, auf Kommando etwas ziemlich Irres tun und an denen die Passanten kopfschüttelnd vorbeiziehen - wie am Sonnabend in Hamburg. Um Punkt 14.14 Uhr startete die erste offizielle Flash-Mob-Attacke in der Hansestadt. Rund 50 so genannte Flash-Mobber rissen auf dem Rathausmarkt plötzlich die Arme hoch, stürmten aufeinander zu, umarmten sich. Hinter dem scheinbar Irren - kommentiert von ahnungslosen Hamburgern mit "total verrückt" oder "krank!"- verbirgt sich Spaß, reiner Spaß, nichts Politisches also oder ähnlich Sinnvolles. "Es ist einfach mal was anderes", sagte Flash-Mob-Fan Laura Kahler (16). Die irritierten Blicke der Hamburger hätten sie nicht gestört. Denn genau darin läge schließlich der Wert des Events, das schlicht den Namen "Liebe" trug. Die jungen Frauen und Männer ab etwa 15 Jahren hatten sich im Internet verabredet unter www.flashmobde.twoday.net Aus dem Internet erfuhren sie auch den Ablauf: "14.14 Uhr Rathausmarkt, umarmen, 14.18 Uhr zügig wieder verschwinden", hieß es. "Flash-Mobbing" hatte seinen Ursprung im Juni in New York, als im Luxus-Hotel Hyatt die Teilnehmer für einige Sekunden in tosenden Applaus und Gegröle ausbrachen. In den USA gilt der Mob seither als Szene-Sommerhit und ist jetzt auch in Europa gelandet. In Rom rannten rund 300 Menschen in einen Buchladen. Jeder fragte nach demselben Werk - nach einem, das nicht existierte. Ideengeber des ganzen Spektakels soll der amerikanische Medientheoretiker Howard Rheingold (55) sein. Seine These: Die nächste Revolution nach Computer und Internet ist nicht technologisch, sondern sozial. Intelligente Massen, die sich neuer Medien bedienten, würden kurzzeitig für ihre Anliegen zusammenkommen. "Gesellschaftliches Kunstwerk" dagegen nennen deutsche Flash-Mob-Macher ihre spontanen Treffen. Wer jene jedoch sind, ist geheim. Zu viele öffentliche Infos verderben den Effekt und somit den Spaß. Bereits am Freitagabend hatte es in Hamburg den ersten inoffiziellen Flash-Mob gegeben. Ein paar Flash-Mobber zeigten spontan vier Minuten lang auf einen Elektromarkt, klatschten dann eifrig Beifall. Für den 18. August ist in Hamburg übrigens schon der nächste Flash-Mob geplant. Wie und wo, wird aber nicht verraten. Nur so viel: Es könnte eine Polonaise geben und viele Menschen, die vor einem Fischladen dreimal Fischers Fritze aufsagen.