Fahnder haben in Norditalien einen Marokkaner verhaftet, der lange in Hamburg lebte.
Mohamed Daki (38), Deckname "der Spezialist". Die italienische Polizei wollte den Mann aus Hamburg eigentlich noch ein paar Tage observieren. Seit langem beobachtete sie sein neues Apartment in dem Hochhaus am Rande des 100 000-Einwohner-Städtchens Reggio nell'Emilia bei Bologna. Doch dann kam die Bitte der Kollegen vom Bundeskriminalamt, die sich schon lange für den Fall interessieren: "Lasst ihn nicht entwischen!" Da griffen die Beamten an der Via Melato zu. Anti-Terror-Fahnder haben in Norditalien einen 38 Jahre alten Marokkaner verhaftet, der unter dem dringenden Verdacht steht, ein Unterstützer des weltweiten Terrornetzwerks Al Kaida zu sein. Mohamed Daki lebte zuvor mindestens vier Jahre lang in Hamburg. Laut Mailänder Staatsanwaltschaft kannte Daki Mohammed Atta, den Kopf der Hamburger Todespiloten, hatte Kontakte zu Ramzi Binalshibh (30), dem Cheflogistiker der Zelle. Der 38-Jährige soll sogar ein Jahr lang mit ihm zusammen gewohnt haben. Auch beim Hamburger Staatsschutz ist sein Name bestens bekannt. Spurensuche in Barmbek-Süd. Die Fenster der Erdgeschosswohnung an der Bramfelder Straße sind mit dunklen Laken verhängt. Niemand öffnet. Hier wohnte der mutmaßliche Terrorist seit Oktober 2001, bevor er im Januar gen Italien zog. Hier ist er immer noch gemeldet. Unter dem Fenster im Erdgeschoss wuchern Büsche. An einer Stelle sind sie zerknickt. Offenbar verließen die Mieter ihre Räume nicht immer durch die Haustür. Im Haus, direkt an der Ausfallstraße, kennt niemand den Namen des Marokkaners. "Nee, der ist mir nie begegnet", teilt ein junger Mann durch die Tür-Sprechanlage mit. Mohamed Daki, so heißt es, hat in Hamburg Elektrotechnik studiert. Mehrfach soll er nach Kurdistan gereist sein. Sein heute fünf Jahre alter Sohn Muad lebt in Hammerbrook. Die Liste der Vorwürfe gegen ihn ist lang. Noch der geringste: Der in Casablanca geborene Daki war Passfälscher im großen Stil. Er selbst hatte bei seiner Verhaftung einen gefälschten Ausweis, zudem zwei weitere bei sich. In seiner norditalienischen Wohnung wurde eine komplette Fälscherwerkstatt ausgehoben. Ihm wird zudem vorgeworfen, eine siebenköpfige Terrorzelle gegründet und Gewalttaten geplant zu haben. In seinem Handy fanden die Ermittler die Telefonnummern hochrangiger Al-Kaida-Terroristen, mit denen Daki zum Teil erst in den vergangenen Tagen gesprochen haben soll. Die übrigen Mitglieder der Zelle wurden bereits am 1. April in Mailand und Parma verhaftet. Die Gruppe habe auch Anschläge außerhalb Italiens geplant. Brisant: Daki besaß angeblich ein Visum für die USA, gültig bis zum 24. Juni 2009. Laut Anklage stehen die Verdächtigen auch in Verbindung mit dem Top-Terroristen Abu Mussab al Zarqawi, Kopf der Terrorgruppe Al Tawhid. Sie hätten auch für die islamistische Organisation Ansar el Islam Kämpfer rekrutiert. Der 38 Jahre alte Marokkaner hat in ersten Verhören zugegeben, Atta und Binalshibh zu kennen, mehr nicht. Er will sie in Hamburg in einer Moschee getroffen haben - der Al-Kuds-Moschee am Steindamm? Die Bundesanwaltschaft dementierte am Freitag, gegen den 38-Jährigen zu ermitteln. Mohamed Daki sitzt jetzt im Hochsicherheitsgefängnis San Vittorio in Mailand.