Alles ganz anders: Zu Besuch bei Dirk Möhrle, Chef der Baumarkt-Kette.

An der niedrigen Pforte ist die grüne Farbe abgeplatzt. Der Plattenweg modert auch grün. Neben der Tür hängt ein Zettel mit den Namen der Bewohner. Doch der Eindruck täuscht. In dem unscheinbaren Haus in Hamburgs Westen leben Dirk Möhrle, Chef der Baumarkt-Kette Max Bahr, und seine Partnerin Heidi Gloy (31). Es ist ein Haus im Umbruch. 39 Jahre alt ist er; die blonden Haare sind kurz; die grünen Augen blicken andere Menschen lange und forschend an. Der Pullover schlottert. 24 Pfund hat er seit Januar abgenommen. "Zehn Pfund noch, und dann kommt meine Kleidung weg." Alles ist anders hier, ganz anders, als man sich den deutschen "Mr. Heimwerker" privat vorstellt. Dirk Möhrle, eher ein ruhiger Norddeutscher, verblüfft mit Offenheit. Einer der nichts versteckt, auch sich selbst nicht. Ein Mann ohne Floskeln, ohne Protz. Als jüngstes von drei Kindern leitet er seit fünf Jahren als geschäftsführender Gesellschafter die Baumarktkette, die sein Vater Peter Möhrle aufbaute. Auf dem Fußboden liegt ein Stapel alter Schallplatten, die er ordnen will, auf dem Schreibtisch eine aufgeschraubte Kienzle-Wanduhr seines Vaters, auf der Fensterbank ein Stück Glas mit dem Satz "Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum". Das Regal neben dem Kamin ist (bis auf fünf Bücher aus seiner Studentenzeit) leer. "Es ist das Spiegelbild meines jetzigen Lebens", sagt er. "Irgendwann werde ich wieder Bücher haben." Ein Haus nicht als schützender Kokon. "Dies Haus bedeutet für mich nach der Scheidung den Neuanfang", sagt Dirk Möhrle dann. Draußen sein möchte er. Im Garten, in der Natur oder im Wohnmobil unterwegs. "Ich mag die Natur; ich buddel einfach gern in der Erde, jetzt kommen die Stiefmütterchen", sagt er. Der 16-Stunden-Tag lässt dazu wenig Zeit. "Besonders, weil ich dazu neige, meinen Terminkalender zu überladen." Abspecken als Motto. Dirk Möhrle holt ein älteres Nachttisch-Foto, das ihn als schwergewichtigen Unternehmer mit schmaläugigem Blick zeigt. Heute hat er das offene Gesicht eines Jungen. "Stimmt", sagt er. Und an den nächsten Gegenständen entspinnt sich wieder ein Gespräch ohne Floskeln. Es sind die großen realistischen Kuh-Bilder an den Wänden, die seine Partnerin in Nordfriesland gekauft hat. Heidi Gloy kommt aus Mönchengladbach. Die MG-Auto-Kennzeichen stehen noch neben ihrem Schreibtisch, von dem aus sie eine eigene Immobilien-Verwaltung betreibt. "Wir beide mögen Nordfriesland sehr gern, auch die rauhe Natur. Dort fahren wir gern herum, suchen schöne Gasthöfe auf, Galerien oder neue Einkaufsquellen", sagt sie. Eine Heimwerker-Stätte ist im Keller. Das eigentliche Hobby liegt auch hier nicht im Haus, sondern draußen im Wohnmobil. Möhrle baut gerade in seinen Hymer-Mobil Lautsprecher ein. CDs hat er mehr als Bücher. Besonders liebt er Julio Iglesias und Udo Jürgens. Karten für das diesjährige Jürgens-Konzert sind schon gekauft. Lieblingstitel: "Ich war noch niemals in New York." Einen Traum hat Dirk Möhrle: "Ich ärgere mich, dass ich meinen MG in British-Racing-Green vor zehn Jahren verkauft habe. Gern würde ich den jetzt restaurieren."