Der Tag ist gerade erwacht, auf den noch kahlen Bäumen des Öjendorfer Parks liegt ein feuchter Schleier Morgentau. Das Wasser auf dem See kräuselt sich leicht an der Oberfläche, es ist still, nur vereinzelt hört man eine Ente quaken. Um diese Zeit kuscheln sich die meisten Hamburger noch mal gemütlich in ihre Kopfkissen. Nicht so die Läufer der Early Birds. Für die fitten Jogger, fast alle über sechzig Jahre alt, gilt nämlich schon seit rund dreißig Jahren: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Deshalb treffen sie sich an Wochenenden und Feiertagen um 7.30 Uhr und in der Woche um 7.15 Uhr am See des Öjendorfer Parks zum Laufen. Zwölf bis zwanzig Kilometer. Der harte Kern besteht seit 1975, bisher gab es nur einen Tag, an dem keiner gelaufen ist. "Da war so ein Glatteis, da hätten wir uns alle Knochen gebrochen", sagt Kurt Plessner (65), einer der ersten Early Birds. Er begann das Laufen, um einen Ausgleich zu seinem oft stressigen Job als Verwaltungsjurist zu schaffen. "Ich konnte mich plötzlich viel besser konzentrieren, startete frisch und erholt in den Tag", sagt er. Ähnlich ging es auch den anderen Joggern, die im Laufe der Jahre zu Early Birds wurden. Mittlerweile ist "die Truppe", wie alle sich liebevoll nennen, ein "eingeschworenes Team". Man ist für den anderen da. Auch privat. Harald Strack (64) ist "seinen Jungs" immer noch dankbar dafür, dass sie ihn nach einer schweren Krebsoperation zum Weiterlaufen motivierten. "Das hat mir geholfen, gesund zu werden", sagt er. Nur drei Jahre nach der Operation lief er wieder Marathon. Beim diesjährigen Hamburg-Marathon sind drei Early Birds dabei. Es wird schon hart trainiert. Jeden Morgen, wenn der Tag gerade erwacht.