Zum EM-Spiel zwischen Deutschland und Dänemark sind am Sonntag zehntausende Hamburger zum Public Viewing auf das Heiligengeistfeld geströmt.

Hamburg. Als in der letzten Minute der Nachspielzeit schon die Bühnen-Scheinwerfer leuchteten und die Zuschauer vor der Großbildleinwand blendeten, störte das kaum jemanden auf dem Heiligengeistfeld: Der Jubel kannte beim Fanfest keine Grenzen, als die deutsche Nationalmannschaft gegen Dänemark mit 2:1 gewonnen hatte. Böllerschüsse hier, Feuerwerk dort, „Deutschland, Deutschland!“-Rufe – wer feiern wollte, für den hatte sich der Besuch gelohnt. Noch bis in die Nacht erfüllten Hupkonzerte die Stadt.

Schon lange vor dem Anpfiff war das Fanfest von Schwarz-Rot-Gold geprägt. Egal ob auf Fahnen, T-Shirts oder Wangen – jeder zeigte Flagge. 70000 Menschen fasst der Platz mit der 90-Quadratmeter-Leinwand, auf dem das Spiel zu sehen ist. Ein Massenereignis, das es in dieser Form erst seit der WM 2006 in Hamburg gibt. Bereits gegen 19 Uhr sind es Tausende, die bei warmem und windigem Sommerwetter gekommen sind, später werden es gut 55000 sein, schätzen die Veranstalter. Es riecht nach Grillwurst und Bier. Mal begeisterter Beifall, mal sorgenvolles Stöhnen – der Sound einer Fußballarena mit doppelt so vielen Zuschauern, wie in das Millerntor-Stadion nebenan passen.

Mittendrin eine kleine Gruppe in Rot-Weiß: Vater Elmer Hansen und seine 21-jährigen Zwillinge Julian und Marc aus Henstedt-Ulzburg sowie der Schwager Uffe Andersen aus Jütland tragen Hüte und Hemden in den Nationalfarben Dänemarks, dem Land, aus dem Elmer Hansen stammt. Nur Mutter Claudia hat sich eine große deutsche Fahne umgehängt. Immer wieder kommen junge und ältere Deutschland-Fans auf die kleine Gruppe zu, schwenken fröhlich schwarz-rot-goldene Schals oder Hawaiketten, klopfen den Dänen auf die Schulter, lachen fröhlich. „Einfach toll die Stimmung. Perfekt“, sagt Uffe Andersen. Dann macht er eine kleine Bewegung mit Daumen und Zeigefinger: „Das gibt’s in Dänemark nicht, so klein sind die Fanfeste dort, so klein“, sagt er immer wieder. Dann muss er wieder sein Bier nehmen und anstoßen – mit fremden Menschen, die spontan mit ihm feiern wollen.

So wie Alexander Ohlrau: Der 16-jährige Gymnasiast und seine Freunde sind schon in Ferienstimmung, haben bereits zwei Stunden vor Anpfiff mit dem Feiern begonnen. „Wir machen Stimmung, und wir haben einfach Lust auf Deutschland“, sagen sie. Steven Thoß, 22, Gebäudereiniger aus Langenhorn, ist HSV-Fan. „Fußball ist mein Leben“, sagt er, „und das hier ist jetzt Leben total.“ Er und seine Kumpels wollen vor allem feiern. Deutschland feiern, wie sie sagen. Stolz auf eine gute Mannschaft und auch auf das Land sein zu können – das ist ihre Motivation.

Auch die Hansens und ihr dänischer Schwager Andersen glaubten nicht an eine Niederlage des deutschen Teams. „3 zu 1“ – so lautete der Tipp von Schwager Andersen. Aber Mutter Claudia war vorsichtiger: 1992 hatte Deutschland gegen Dänemark verloren, bei der EM – daran erinnert man sich in der Familie noch ganz genau: „Am schönsten wäre daher für uns ein Unentschieden gewesen– aber alles andere ist jetzt auch okay.“

(abendblatt.de)