Allen Unkenrufen zum Trotz hält sich die Inflation auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Von den von manchen Ökonomen vorhergesagten Preissteigerungsraten von mehr als fünf Prozent sind wir weit entfernt. Im Gegenteil: Erstmals seit Ende 2010 fiel die Inflationsrate in Deutschland sogar auf unter zwei Prozent und erfüllt damit wieder die Zielvorgaben der Europäischen Zentralbank. Der eingeschlagene Kurs der Notenbank, die Leitzinsen zur Ankurbelung der Wirtschaft im Euro-Raum zu senken und auf niedrigem Niveau zu belassen, geht auf und birgt keinen Anlass zur Sorge oder Kehrtwende - noch nicht.
Dennoch bestehen mehrere Risiken, die mittelfristig zu höheren Preisen führen könnten. So dürften sich die deutlichen Lohnerhöhungen in der Metall- und Chemieindustrie sowie beim Bund in teureren Produkten und höheren Gebühren niederschlagen. Der schwächelnde Euro-Kurs infolge der Schuldenkrise könnte die Importe von Rohstoffen und Öl, die in Dollar gehandelt werden, hoch treiben. Hinzu wird die EZB die Geldmärkte weiter mit Milliarden Euro fluten, um den Finanzmarkt vor Liquiditätsengpässen zu schützen, was die Inflation fördert.
Die einzige Bremse für einen stärkeren Preisanstieg ist die schwächelnde Konjunktur. Dennoch ist sie das schlechteste Heilmittel. Eine Rezession ist für jede Gesellschaft Gift, da sie in der Regel mit Entlassungen verbunden ist, wie dies Spanien derzeit erlebt. Um die Euro-Länder auf Wachstumskurs zu bringen, sollte die EZB deshalb unbedingt ihre Niedrigzinspolitik fortsetzen. Etwas höhere Inflationsraten sind unterm Strich leichter zu verkraften als Massenarbeitslosigkeit.