Ein Kommentar von Tino Lange
Vorgestern diskutierten wir im Raucherraum über den Musikgeschmack einer ganz bestimmten Person der deutschen Zeitgeschichte: Adolf Hitler, Nichtraucher. Was hat er damals gehört? Richard Wagners Opern, klar. Badenweiler-Marsch. Zarah Leander. Und was würde der Führer wohl heute hören: Rammstein? Blondie? Howard Carpendales "Deine Spuren im Sand" im Rommel-Remix?
Es wird doch erlaubt sein, über "Adolf Nazi", wie Helmut Schmidt ihn nennt, zu lachen? Die Frage stellt sich oft, wenn Helge Schneider, Michael Kessler, Bülent Ceylan oder Christoph Maria Herbst - wie Charlie Chaplin - Hitler persiflieren. Wenn die Satire-Sendung "extra3" "Neueste Nationale Nachrichten" aus Gröfaz-Sicht verkündet. Wenn Walter Moers seinen Comic-Adolf über Fehler nachdenken lässt ("Äch hätte Rossland besser öber die Flanke angreifen sollen").
So ist eine Aufführung wie "Mein Kampf" im Ernst-Deutsch-Theater auch Teil unserer historischen Verantwortung. Denn wer zwischen 1933 und 1945 über Hitler lachte, landete im Zuchthaus, im Krieg stand darauf die Todesstrafe - "Wehrkraftzersetzung". Hitler zur Witzfigur zu machen ist daher keine Geschmacklosigkeit. Es ist ein Zeichen der Freiheit. Und Humor ist am heutigen Sonnabend, wenn Hamburg gegen Rechts aufsteht, eine Wunderwaffe gegen Nazis. Auf dass sie hier nichts zu lachen haben.