Ein spielsüchtiger Niederländer hatte 60 Kilogramm Haschisch geschmuggelt. Er war wohl wegen Spielschulden unter Druck geraten.
Kiel. Für den Schmuggel von knapp 60 Kilogramm Haschisch muss ein Niederländer drei Jahre ins Gefängnis. Der spielsüchtige Mann war im Dezember 2010 auf der Ausreisespur des Kieler Norwegenkais kontrolliert und festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Das Kieler Landgericht verurteilte den 59-Jährigen am Montag in eintägiger Verhandlung wegen unerlaubter Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge. Nach Angaben des Angeklagten, die sein Verteidiger verlas, hatten ihn unbekannt gebliebene Hintermänner wegen seiner Spielschulden unter Druck gesetzt und seine Familie bedroht, falls er das Haschisch nicht nach Norwegen schmuggele.
Für ein umfassendes Geständnis hatten sich Gericht, Ankläger und Verteidiger zu Prozessbeginn auf ein Strafmaß von drei bis dreieinhalb Jahren Haft geeinigt. Das liegt an der unteren Grenze der möglichen Freiheitsstrafe von zwei bis 15 Jahre. Der Ankläger hatte dreieinhalb, der Verteidiger drei Jahre Gefängnis gefordert. Er sprach von einem Augenblicksversagen des ansonsten nicht vorbestraften Mannes. Der 59-Jährige habe es in seiner schüchternen leisen Art schwer, sich in einer Drucksituation zur Wehr zu setzen - der Angeklagte weinte bei diesem Satz. Bei seiner Festnahme und in der Untersuchungshaft hatte der Niederländer jede Angabe zum Tatvorwurf verweigert.
Bei der Strafzumessung berücksichtigte das Gericht auch strafmildernd, dass der 59-Jährige nicht vorbestraft ist. Der Vater dreier erwachsener Kinder hat einen bewegten Lebenslauf. Als gelernter Zimmermann und Bauleiter führte er bis Anfang der 1990er Jahre eine Baufirma mit zwölf Mitarbeitern, die Konkurs ging. Parallel hatte er Naturheilkunde und Homöopathie studiert und dann mit einem Kollegen einen Naturkostladen betrieben. Zum Verhängnis wurde ihm seine Spielsucht. An Roulettetischen verspielte der Mann laut eigenen Angaben bis zu mehrere tausend Euro wöchentlich.
Dass seine Kurierfahrt aufflog ist offenbar ein Zufall. Weil er die Fähre wegen eines kleinen Unfalls um einen Tag verpasste, geriet er in eine Stichproben-Kontrolle des Zolls. Dabei machte er sich durch unklare Angaben verdächtig, wie ein Beamter berichtete.
Das Rauschgift hatte laut Staatsanwaltschaft einen reinen Wirkstoffgehalt von rund 4400 Gramm. Ein Gramm hat nach Angaben der Staatsanwaltscha einen Schwarzmarktwert von fünf bis zehn Euro. Für seine Kurierfahrt sollte der Niederländer 3000 Euro erhalten, wie er über seinen Anwalt erklärte. (dpa)