Es sind schon seltsame Situationen, die man derzeit bei Autohändlern in Deutschland erleben kann. Das Lieblingsmodell ist erst in einem Dreivierteljahr lieferbar, weil ein wichtiges elektronisches Bauteil fehlt. Und die favorisierte Farbe - egal für welches Fahrzeug - gibt es bis auf Weiteres nicht mehr, denn die Produktion für bestimmte Glanzpigmente ist ausgefallen. Ein wenig fühlt man sich an die Mangelwirtschaft im Sozialismus erinnert, doch die Ursachen für die aktuelle "Versorgungsnot" sind andere als in der DDR.
Aus Kostengründen haben die Autohersteller viele Produktionsprozesse ausgelagert - weltweit. Outsourcing nennt man dies im modernen Management. Denn bevor jedes Unternehmen seine Farbpigmente selbst aufwendig herstellt, lässt man diese lieber zentral irgendwo in Asien zusammenmischen und den Lack per Schiff oder Flugzeug anliefern.
Wie sensibel diese Form der Arbeitsteilung ist, hat nun die Katastrophe in und um Fukushima gezeigt. Die weltweit einzige Fabrik für spezielle Perlglanzpigmente wurde zerstört, die Autoproduzenten müssen deshalb ihre Kunden noch viele Monate lang beim Wunsch nach bestimmten Lacken vertrösten. Ähnlich sieht es bei einigen kleinen, aber nicht unwichtigen Elektronikteilen aus.
Die Arbeitsteilung stößt hier an ihre Grenzen. Denn viele Kunden werden nicht bereit sein, auf ihr neues Fahrzeug so lange zu warten, bis eine bestimmte Fabrik in Japan wieder ihre Maschinen hochfahren kann. Kosten zu senken ist ein legitimes Ziel eines Unternehmens. Doch die Sparwut darf nicht dazu führen, dass der Kunde darunter leidet.