Die Reisenden üben sich in Geduld, aber jetzt kommen sie wohl doch früher weg als gedacht. Zunächst sollte bis 17 Uhr alles still stehen.
Hamburg. Die Flugraumsperrung über dem Hamburger Flughafen ist ab 12.00 Uhr wieder aufgehoben. Das habe die Deutsche Flugsicherung (DFS) dem Hamburger Flughafen mitgeteilt, sagte eine Flughafensprecherin. Der Flughafen arbeite gemeinsam mit den Fluggesellschaften nun mit Hochdruck daran, den Flugbetrieb wieder aufzunehmen. Gegen 11.00 Uhr wurden die Sicherheitskontrollen wieder geöffnet.
Wegen der Aschewolken des isländischen Vulkans Grimsvötn müssen sich Flugreisende in Norddeutschland am Mittwoch dennoch auf massive Behinderungen einstellen. Auf den Flughäfen Lübeck und Bremen gibt es ebenfalls noch Behinderungen.
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Am Morgen kam auch der Flugverkehr in Lübeck zum Erliegen. An den Berliner Flughäfen ist der Flugbetrieb ab 11.00 Uhr zum Erliegen gekommen. Die europäische Luftfahrtbehörde Eurocontrol berichtete unter Berufung auf britische Meteorologen, das für den frühen Mittwochnachmittag eine hohe Aschekonzentration für Norddeutschland, den Süden Dänemarks und Teilen von Island erwartet werde. Die Auswirkungen des Vulkanausbruchs sind aber geringer als im vergangenen Jahr, als der Eyjafjallajökull für tagelange Behinderungen und einen Milliardenschaden bei Fluggesellschaften sorgte.
Nach Angaben der Deutschen Flugsicherung konnten auf dem Flughafen Bremen ab 05.00 Uhr und in Hamburg ab 06.00 Uhr keine Maschinen mehr starten und landen. Die Deutsche Lufthansa bat ihre Kunden mit Start oder Ziel in Hamburg, Bremen, Berlin oder Hannover, sich vor Reiseantritt über den Status ihres Fluges zu informieren. Bei Streichungen von innerdeutschen Flügen könne das Ticket in eine Fahrkarte der Deutschen Bahn umgetauscht werden.
Ihren 19. Geburtstag hatte sich Isabelle Focke eigentlich anders vorgestellt. Statt im Flugzeug nach Rom, sitzt sie am frühen Mittwochmorgen am Hamburger Flughafen und wartet. Wegen der Aschewolke aus dem Vulkan Grimsvötn ist unklar, ob die 12. Klasse eines Gymnasiums aus dem schleswig-holsteinischen Eckernförde am Mittwoch noch ihre Studienreise antreten kann. Nach dem nächtlichen Flugverbot ist der Betrieb am Mittwochmorgen gar nicht erst wieder aufgenommen worden. Voraussichtlich wird die Sperrung bis 17 Uhr andauern
Die Schüler haben Verständnis dafür. „Da kann ja keiner was dafür“, sagt eine Mitschülerin. Doch offenbar sollen sie ihre Kosten nicht erstattet bekommen. „Wenn wir das Geld nicht wieder bekommen und es nicht losgeht, hat man kein Verständnis dafür“, sagt Focke.
Die Stimmung am Hamburg Airport ist ruhig. Statt des sonst eher hektischen Reisebetriebs, herrscht eine ungewöhnliche Ruhe in den beiden Terminals. Auf den Anzeigetafeln steht hinter fast allen Flügen „cancelled“ (gestrichen), einige Flüge sind dort auf 17.00 Uhr verschoben.
Vor den Ticket-Schaltern von Air-Berlin und Lufthansa und einiger anderer Fluggesellschaften haben sich längere Schlangen gebildet. Viele der Wartenden stört die Ungewissheit, ob und wann es weiter gehen soll, wie Rainer Fenselau. Der 54-jährige Hamburger habe zwischen 4.00 Uhr und 6.00 Uhr mehrfach probiert, seine Airline anzurufen, immer sei besetzt gewesen. Er würde gern wissen, wie er jetzt nach Zürich kommen solle.
Ein 63-Jähriger aus dem Stadtteil Farmsen-Berne sagt, er komme sich vor „wie ein alter Esel, dem eine Wurzel vor die Nase“ gehalten werde. Man werde hingehalten. Wenn feststehen würde, dass sein Flug nach Mallorca wirklich um 17.00 Uhr starte, würde er in der Zwischenzeit nach Hause gehen. So sitzt er am Flugafen und wartet. Doch er hat Verständnis für die Ausfälle. „Lieber kommt der Staub runter als ich“, sagt er.
Björn Feddersen wollte eigentlich für acht Tage nach New York. „Man hat die Möglichkeit, den Flug zu canceln oder umzubuchen auf einen anderen Termin, in dem Fall ab Frankfurt“, sagt der 42-jährige Hamburger. Zu Hause habe er die übrig gebliebenen Nudeln gar nicht erst weggeworfen, weil er gewusst habe, dass sein Flug voraussichtlich ausfalle.
Gegen 9.00 Uhr ändert sich die Informationslage etwas. Über Lautsprecher ertönt die Durchsage, dass aufgrund der Informationen der Deutschen Flugsicherung der Luftraum bis voraussichtlich 17.00 Uhr gesperrt sei. Viele bleiben dennoch am Flughafen und warten, darunter auch Isabelle Fockes Klasse. „Eine andere Wahl, als zu warten, haben wir nicht“, sagt ihr Mitschüler Edis Bajrami. Es gebe einen kleinen „Hoffnungsschimmer“, dass sie vielleicht doch noch fliegen.