Im "Fegefeuer der Eitelkeiten" hat der Schriftsteller Tom Wolfe die Finanzjongleure und Börsen-Gurus als Herren des Universums beschrieben und als triebhafte Kleinbürger enttarnt. Der reale Fall des IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn - Vorwürfe sexueller Nötigung, Verhaftung - lässt weltweit Politik, Wirtschaft und Publikum zusammenschrecken. Plötzlich steht damit auch der Internationale Währungsfonds als Hüter der Finanzstabilität im Zwielicht.
Nun hat das dem Franzosen häufig angehängte Attribut "Frauenheld" kein Gewicht im politischen Raum. In Italien oder Frankreich könnte das sogar Stimmen bringen. Doch eine sexuelle Nötigung - so sie bewiesen wird - ist für einen derartigen Top-Mann ein Desaster. Hat er tatsächlich sein Testosteron über die Würde und Verantwortung des Amtes gestellt, trivialisiert er damit die ernsthaften Bemühungen des IWF zur Bewältigung der Schuldenkrise. Sicherlich werden die Börsen wegen Strauss-Kahns Entgleisung nicht wackeln. Dennoch schwächt die Affäre die Glaubwürdigkeit des IWF und wirft ein Schlaglicht auf die Schwächen der Starken.
Anders als bei der Lewinsky-Affäre des vormaligen US-Präsidenten Bill Clinton, der Gattin und Parlament belog, steht hier eine Straftat im Vordergrund, ein kriminineller Exzess. Die ohnehin schleppende Euro-Rettung wird durch die Affäre sicherlich nicht beschleunigt. Dem Image der aufrechten Retter unter den globalen Finanzlenkern hat Strauss-Kahn einen Bärendienst erwiesen.