Blohm+Voss wird gemeinsam mit der Bremer Lürssen-Werft völlig neuartige Fregatten an die Marine liefern. Kosten: Zwei Milliarden Euro.

Hamburg/Bremen. Mit einem kleinen Festakt hat auf dem Gelände der Hamburger Werft Blohm+Voss am Montag die Fertigung der ersten Fregatte der Klasse F125 begonnen. Insgesamt wird Blohm+Voss Naval (80 Prozent) gemeinsam mit der Bremer Lürssen-Werft (20 Prozent) bis Ende 2018 vier der Fregatten an die Marine liefern. Sie kosten insgesamt rund zwei Milliarden Euro. Das Schiff soll am 4. Februar 2013 auf den Namen „Baden-Württemberg“ getauft werden und wird im März 2016 abgeliefert.

„Der heutige Tag bedeutet für uns so etwas wie das lange ersehnte Licht am Ende des Tunnels“, sagte der Chef des Marinebereichs von ThyssenKrupp, Hans Christoph Atzpodien. Aufgrund der Finanzkrise und der dadurch ausgelösten tiefgreifenden Restrukturierung des Geschäfts habe die Werft schwierige Zeiten durchgemacht. „Gerade auch für unsere Mitarbeiter hier am Standort, die durch Zeiten der Kurzarbeit und des Leerstandes gehen mussten, ist dieser Tag ein besonderer Anlass zur Freude und Zuversicht.“ Das Bauprogramm F125 sichere den beteiligten Werften und Zulieferern eine solide Grundauslastung für die nächsten sieben Jahre und helfe auch Kernkompetenzen im deutschen Marineschiffbau in Schlüsseltechnologien zu erhalten und auszubauen.

Das fast 150 Meter lange Schiff wurde für die Herausforderungen der Zukunft völlig neu entworfen und ist deutlich anders als frühere Fregatten. „Unsere Einheiten erfüllen heutzutage ihre Pflicht in Nord- und Ostsee ebenso wie vor der Küste des Libanons, in den Gewässern vor Somalia und im Indischen Ozean“, sagte Marineinspekteur Axel Schimpf. „Auch in Zukunft ist zu erwarten, dass die Beteiligung an multinationalen Einsätzen zu Konfliktverhütung und Krisenbewältigung weltweit den Schwerpunkt der Aufgaben der Marine bilden wird.“ Die F125 stelle dazu ein wesentliches Mittel im Portfolio der künftigen Deutschen Marine dar.

Die Fregatte F125

Die Fregatte F125 ist ein völlig neuartiges Schiff. Anders als frühere Fregatten wurde die F125 nicht entwickelt, um Krieg gegen andere Schiffe, U-Boote und Flugzeuge zu führen. Im Fokus standen vielmehr neue Herausforderungen bei weltweiten Einsätzen zum Beispiel gegen Terroristen, Bürgerkriegsparteien oder Piraten. Die Militärs sprechen im Fachjargon von „asymmetrischer Bedrohung“. Die Marine hat den Bauwerften einen detaillierten Anforderungskatalog vorgelegt, der vor allem längere Verfügbarkeit und den Einsatz von Spezialkräften vorsieht.

Das fast 150 Meter lange Schiff soll bis zu zwei Jahre in seinen Einsatzgebieten operieren und muss nur noch alle fünf Jahre in die Werft. Es soll bis zu 5000 Stunden im Jahr auf See im Einsatz sein, doppelt so lange wie andere Fregatten. Die Besatzung ist mit 120 Soldaten eher klein; auf älteren Fregatten fahren 235 Männer und Frauen. Dafür kann die F125 zusätzlich bis zu 70 Spezialkräfte mit Ausrüstung aufnehmen und hat zwei Hubschrauber und vier eigens entwickelte zehn Meter lange Boote an Bord, die bei Bedarf mit Maschinengewehren oder Granatwerfern ausgerüstet werden können.

An Bord steht ein 127-Millimeter-Geschütz, das zur Unterstützung von Landstreitkräften gedacht ist. Solche Waffen waren auf Fregatten bislang unüblich; zuletzt waren die 2003 außer Dienst gestellten Zerstörer „Mölders“ und „Lütjens“ mit starken Geschützen ausgerüstet. Um vergleichsweise kleine und wendige Schiffe sofort ausmachen zu können, verfügt die F125 über eine lückenlose 360-Grad-Echtzeit-Überwachung bis nahe an die Bordwand.

Technische Daten

Die F125 ist 149,60 Meter lang und 18,80 Meter breit. Die Verdrängung beträgt 7000 Tonnen, die Marschgeschwindigkeit 20 Knoten. Die Höchstgeschwindigkeit liegt über 26 Knoten. Angetrieben wird das Schiff von einer kombinierten Maschine aus zwei elektrischen Fahrmotoren mit jeweils 4500 Kilowatt Leistung und einer Gasturbine mit 20 000 Kilowatt. Vier dieselgetriebene Generatoren leisten jeweils 2900 Kilowatt für die Energieversorgung an Bord.

(Mit Material von dpa)