Man kann dem Volkswagen-Konzern vieles vorwerfen. Die Wolfsburger leisten sich immer noch eine 33-Stunden-Woche. Die bevorstehende Integration von Porsche als zehnte Marke im Unternehmen könnte das Profil des renommierten Sportwagenbauers beschädigen. Stutzig machen darf auch, dass der größte europäische Autokonzern, der gestern in Hamburg seine Hauptversammlung abhielt, schon mehr Fahrzeuge in China als in Deutschland verkauft. Und damit zu stark auf einen Markt setzt, der mit Milliardensubventionen seine eigene Autoindustrie stützt und damit eine billige und gefährliche Konkurrenz für VW hochzüchtet.
Doch derartige Kritik perlt an den Wolfsburgern derzeit ab wie Regen an einem frisch polierten Golf. Trotz arbeitnehmerfreundlichster Bedingungen in einem Hochlohnland konnte der Konzern seine Bruttomarge von früher zehn auf nun knapp 20 Prozent fast verdoppeln. Die Eingliederung von Porsche gelingt bis auf das Störfeuer von klagenden Investoren so lautlos, dass so mancher Cayenne- oder Boxster-Fahrer davon noch gar nichts mitbekommen hat.
Auch die bisherige Konzentration auf China mildert Volkswagen jetzt ab. Der Hersteller lenkt seinen Blick auf andere vielversprechende Märkte und baut neue Fabriken in den USA, in Indien und Russland.
Volkswagen geht mit dem höchsten Auftragsbestand aller Zeiten ins zweite Quartal. Vorstandschef Winterkorn bekräftigte daher sein Ziel, bald zum größten Autobauer der Welt aufsteigen zu wollen. Doch eines ist jetzt wichtig. Nicht abzuheben und nicht allein auf die Größe zu schauen. Dann kann VW ein Industriejuwel bleiben.