Abendblatt-Mitarbeiter Jupp Wolff war 1966 vor Ort in England, als die Deutschen ihr WM-Quartier bezogen.
Hamburg. Wie selbstbewusst die Mannschaft um den HSV-Verteidiger Willi Schulz in das Turnier gegangen ist, erfährt man im folgenden historischen Zeitungsbericht des Abendblatt-Mitarbeiters Jupp Wolff (Auszüge). Wolff war vor Ort in England, als die Deutschen ihr WM-Quartier bezogen. Er schreibt:
Nur zwei Stunden dauerte der direkte Flug von Hamburg über London nach Manchester. Aber mehr als zwei Stunden benötigte anschließend der Bus, um Deutschlands Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft in das Quartier Peveril of the Peak Hotel zu bringen. Gut gelaunt stiegen die Spieler aus. Nur einer hatte eine halbe Stunde später noch seinen Ärger: Bundestrainer Helmut Schön. Als Einziger vermisste er nämlich seine Gepäckstücke mit allen privaten Sachen. Der Verdacht, dass ihm die Spieler einen Schabernack bereitet hatten, bewahrheitete sich nicht.
Als die Mannschaft in Manchester aus dem Flugzeug stieg, versuchten einige englische Journalisten, Helmut Schön regelrecht auszuquetschen. Der deutsche Bundestrainer war geschickt, sprach von der Schweiz als dem zunächst schwersten Gegner und vermied es, einen Favoriten zu nennen. Dafür versicherte Uwe Seeler den wartenden Journalisten, er sei körperlich und seelisch wieder fit und es gäbe bei ihm keine Komplikationen.
Der Hamburger Willi Schulz meinte im Peak-Hotel im unverfälschten westfälischen Dialekt: "Also nett is dat Dingens ja hier, und wir wollen die ganze Miete abwohnen, die bezahlt worden ist." Auch die übrigen Spieler waren sich einig: "Großartig, wenigstens kein Hotel in der Stadt." Es scheint, dass sich in der Mannschaftsaufstellung für das erste Spiel gegen die Schweiz, die das Hamburger Abendblatt am Mittwoch meldete, nichts mehr geändert hat. Also wird der Angriff mit Brülis, Seeler, Overath und Held stürmen.
Der frühere Bundestrainer Sepp Herberger kam mit der Mannschaft nach Manchester. Aber er demonstrierte gleich, dass er ganz im Hintergrund bleibt. Der "Bundes-Sepp" fuhr in das zwei Kilometer von Peak entfernt gelegene Izaak Walton Hotel, das er während der Weltmeisterschaft bewohnt.