Es ist erst drei Monate her, da schien Joachim Löw nur noch ein Bundestrainer auf Abruf zu sein. Zu groß waren die Eruptionen nach den gescheiterten Gesprächen um eine Vertragsverlängerung mit dem DFB. Massiv hatte Präsident Theo Zwanziger kritisiert, dass Team-Manager Oliver Bierhoff für sich und das gesamte Trainerteam mehr Gehalt und mehr Kompetenzen gefordert hatte.

Ausgerechnet der Ausfall von Michael Ballack könnte Löw jetzt in die Karten spielen. Zum einen wird der große Vertragsstreit durch das Verletzungspech - Löw muss ja mit René Adler auch noch auf seine Nummer eins verzichten - völlig in den Hintergrund gedrängt. Stattdessen wird das Löw-Team nunmehr auf einer Welle der Sympathie durch die WM surfen. Der Erwartungsdruck ist massiv gesunken, passable Auftritte würden unter diesen Voraussetzungen in der Heimat schon als Erfolg gewertet.

Zum anderen ist Löw jetzt auch noch den letzten Spieler los, mit dem er in den vergangenen Jahren Streit hatte. Nur zur Erinnerung: Nach massiver Kritik an dem Bundestrainer stand Ballack im Herbst 2008 sogar vor dem Aus in der Nationalmannschaft. Und mit Torsten Frings, Jens Lehmann und Kevin Kuranyi hat Löw drei weitere mitunter eher schwierige Kandidaten gar nicht erst nominiert.

Löw kann also auf eine sehr harmonische WM ohne Störfeuer hoffen. Das Überstehen der Gruppenphase wäre dann wohl schon Argument genug, den Vertrag doch zu verlängern.