Die Finanzmärkte hegen für Europa derzeit nicht viel Sympathie. Trotz milliardenschwerer Hilfspakete und ambitionierter Sparprogramme ist der Euro gegenüber dem Dollar auf ein Vier-Jahres-Tief gefallen. Dies überrascht umso mehr, als die europäische Wirtschaft unterm Strich keineswegs schlechter dasteht als die amerikanische. Das Gegenteil ist sogar der Fall: Die USA ächzen unter einem höheren Schuldenberg als die Euro-Länder, auch ihr Handelsdefizit schneidet schlechter ab. Doch realwirtschaftliche Kennzahlen allein sind bei Investoren heute nicht mehr ausschlaggebend. Währungskurse werden auch durch allgemeine Stimmungen und Trends bestimmt - und diese laufen in diesem Jahr bisher gegen den Euro.
Dennoch besteht kein Grund zur Panik. Der Euro hat sich zwar von seinem Allzeithoch entfernt, liegt aber noch deutlich über seinem Ausgabekurs zur Bargeldeinführung von 0,90 US-Dollar. Den deutschen Exporteuren kommt die Abwertung sogar entgegen. Es beschert ihnen ein kleines Konjunkturpaket, da ihre Waren im Dollar-Raum günstiger und damit attraktiver werden.
Die Bürger selbst spüren die negativen Folgen derzeit kaum. Die Kaufkraft ihres Geldes bleibt angesichts niedriger Inflationsraten stabil. Und dies dürfte in den nächsten zwei Jahren angesichts niedriger Lohnanstiege und Überkapazitäten auch so bleiben.
Dennoch ist es für die 16 Euro-Länder wichtig, ihr Vertrauen am Finanzmarkt schnell wieder aufzupolieren. Dazu gehört eine konsequente Sanierung der Staatsfinanzen. Denn: Eine gesunde Volkswirtschaft ist langfristig immer noch das beste Argument für eine starke Währung.