Zweierlei spricht gegen die Nutzung und den Ausbau der Windkraft. Erstens die Abneigung all jener gegen Windturbinen, die keine Schlagschatten von Rotorblättern auf den gepflegten Feldsteinmauern ihrer Landhäuser sehen wollen. "Nicht in meinem Vorgarten", heißt dieses Phänomen in Deutschland. Die Amerikaner nennen es "Nimby", "Not in my back yard". Nimbys gibt es überall. Sie sind nicht nur gegen Windturbinen, sondern auch gegen Kohlekraftwerke, Atomreaktoren, Fernbahnhöfe und Fahrradwege. Gegen Entwicklung an sich, jedenfalls im eigenen Vorgarten.
Das zweite Argument gegen die Windkraft lautet Subvention, ein Wort mit garstigem Klang. Wer jedoch über Subventionen für erneuerbare Energien spricht - gesetzlich festgelegte Vergütungen für die Einspeisung von Ökostrom ins Netz - der sollte immer auch die Abermilliarden D-Mark und Euro erwähnen, die für den Aufbau der Atomindustrie und die Abwicklung der Steinkohlewirtschaft aus Steuermitteln gezahlt wurden und werden.
Die erneuerbaren Energien - vor allem die Windkraft - sind wirtschafts- und industriepolitisch eine der großen und leider zu wenigen Erfolgsgeschichten, die Deutschland in den vergangenen Jahren vorzuweisen hat. Politische Weitsicht verband sich hier rechtzeitig mit dem Genie von Ingenieuren und dem Aufbaudrang von Managern. Die Öko-Technologien werden für die deutsche Wirtschaft in einigen Jahren das sein, was heute Automobilindustrie und Maschinenbau sind, eine Schlüsselbranche.
Deutschland braucht mehr Pioniergeschichten dieser Art. Dringend.