Hamburg. Der Schauspieler fährt oft mit dem Rad durch die Stadt, gibt Tipps für Ausflüge – und sorgt sich um die Sicherheit.

Runter rauf, runter rauf – da darf ein Fahrrad keine Stange haben, findet Peter Lohmeyer und steigt am Treffpunkt gemütlich von seinem Tiefeinsteiger. Den Markennamen am Rahmen hat er vorsorglich schon vor Jahren abgekratzt – bloß keine Begehrlichkeiten schaffen bei Fahrraddieben, hat sich der Schauspieler, der in Ottensen lebt, vorgenommen. Ganz stringent ist er bei seinen Vorsichtsmaßnahmen allerdings nicht, denn „manchmal schließe ich es auch nicht an, um meinen Stadtteil zu testen“, sagt Lohmeyer und grinst.

Bisher sei das gut gegangen. Und manchmal stelle er sein Lieblingsrad auch tagelang am Altonaer Bahnhof ab (angeschlossen allerdings), wenn er mit der Bahn verreist. Bis jetzt war das 15 Jahre alte türkise gute Stück nach seiner Rückkehr immer noch da. Drei Räder seien ihm in seinem Leben bislang gestohlen worden, sagt der Schauspieler, da sei er doch bislang ganz gut weggekommen.

Peter Lohmeyer kritisiert Hamburgs Fahrradpolitik

Auf Reisen ist der 58-Jährige im Moment selten, alle Dreharbeiten ruhen, und er hält sich meistens in Hamburg auf. „Kein Termin hat dich irgendwie gestresst, das war sehr entspannt, ich habe gemalt. Meine Freundin saß dagegen angespannt im Homeoffice von 9 bis 17 Uhr in Videokonferenzen, und abends haben wir dann schön gekocht“, sagt Lohmeyer über die vergangenen Monate, als die Corona-Pandemie den Rhythmus der Stadt verlangsamte. Statt in der großen Welt zu drehen, blieb er im Dorf, wie der Schauspieler Ottensen nennt und machte notwendige Erledigungen mit dem Rad. Seit einiger Zeit hat er dabei meistens einen Hövding um den Hals, den Airbag für Radfahrer.

Der Schauspieler ist Markenbotschafter des schwedischen Herstellers. „Ich habe vier Kinder“, sagt Lohmeyer, „ich weiß, wie die rumheizen“. Das habe den Wunsch nach mehr Sicherheit beim Radfahren verstärkt. Inzwischen seien zwei seiner Söhne und eine Tochter, die in Berlin leben, mit dem Hövding unterwegs und er selbst eben auch. „Nicht nur, wenn man Sorge um seinen Haarschnitt hat, ist das eine super Lösung“, sagt Lohmeyer über das Konzept des Radfahrer-Airbags. Für seine Kinder sei das ein schlagkräftigeres Argument als für ihn, der seine Haare raspelkurz trägt. „Aber im Winter war der Hövding auch noch praktisch, weil er den Hals schön warm hält.“

Auf die Fahrradpolitik des Hamburger Senats ist Lohmeyer nicht gut zu sprechen. Viele Radwege seien zu schmal, Baumwurzeln machten die Wege uneben und Autos seien immer im Vorteil. „Fahrradfahren in Hamburg ist gefährlich. Man müsste eigentlich den Senat verurteilen, jedem einem Hövding zu geben“, findet der Schauspieler. Oder breitere, sicherere Radwege zu bauen und mehr sichere Abstellmöglichkeiten für die Räder. Von Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmer sei man jedenfalls noch sehr weit entfernt. „Die Stadt macht Radwege erst dann neu, wenn auch die Straße saniert wird“, beklagt der 58-Jährige. Berlin habe während der Corona-Pandemie Pop-up-Radwege möglich gemacht, Paris auch, aber Hamburg habe das nicht auf die Reihe gekriegt. „Fahrradstadt Hamburg – das ist nur Blabla! Da werde ich richtig sauer.“

Ab Mitte Juni will der Schauspieler wieder drehen

Und dennoch ist Lohmeyer im Alltag meistens mit dem Rad unterwegs. Er sei nicht unbedingt der Typ für lange Fahrradtouren. Nur wenn „das Wetter zu doof zum Spazierengehen, aber gut genug, um rauszugehen ist“, dann schwingt er sich gern in den Sattel und kurvt durch den Hamburger Westen. „In Ottensen geht es los Richtung Bernadottestraße und Liebermannstraße und weiter Richtung Jenischpark. Da kann man eigentlich jede Straße nehmen und so schön Häuser gucken.“

Unterwegs empfiehlt er einen Zwischenstopp im Bistro Kleines. „Vor dem Jenischpark kommt noch der Reemtsmapark, da kann man auch mal ein Stück schieben“, rät Lohmeyer. Hinter dem Jenischpark führt die Route weiter in die Straße Quellental und vorbei am Internationalen Gerichtshof. „Das macht Hamburg zum Tor zur Welt, nicht die Radpolitik des Senats“, wettert der Schauspieler. Auch eine Einkehr auf der Terrasse des Louis C. Jacob sei zu empfehlen, das sei gar nicht so etepetete. „Wenn ich dann noch nicht genug habe, fahre ich noch weiter bis zum Hirschpark“, sagt Lohmeyer. Allerdings sei das Radfahren an der Elbchaussee ohne Radweg eigentlich zu gefährlich.

Die Zeit, in der er viel mit dem Rad durch Hamburg gondelt, könnte aber fürs Erste bald wieder vorbei sein. Mitte Juni sollen die Dreharbeiten für den vierten Teil von „Väter allein zu Haus“ beginnen. Allerdings seien die Rahmenbedingungen noch unklar. Weniger problematisch dürfte sich wohl seine achte Saison als Tod beim Salzburger Jedermann in diesem Sommer gestalten. „Ich freue mich drauf, weil weniger Touristen in der Stadt sein werden, und ich werde wieder Geld verdienen.“ Und er liebe seine Rolle.

Vor zwei Tagen erhielt der 58-Jährige das Ergebnis seines Antikörpertests: Negativ. „Direkt nach der Berlinale hatte ich Husten, der einfach nicht wegging“, sagt Lohmeyer. „Ich habe gehofft, ich hätte Corona schon hinter mir.“ Nun muss er wie seine Schauspielerkollegen wohl regelmäßig Tests machen, um arbeiten zu können. Er habe jedenfalls viel Respekt vor dieser Krankheit.