Hamburg. Viele Fahrgäste können ihre Reise nicht wie geplant antreten. Verbindungen fallen aus, Umbuchungen sind schwierig.

  • Die Bahn hat weitreichende Baustellen im Streckennetz angekündigt.
  • Kurzfristige Zugausfälle kommen trotzdem leider häufig vor.
  • Sitzplatzreservierungen sind nur mehr schwer zu bekommen.

„Sorglos reisen mit der Bahn!“ Dieser Slogan der Deutschen Bahn gilt schon lange nicht mehr. In den kommenden Wochen brauchen Bahnreisende aus Hamburg ein besonders belastbares Gemüt, denn voraussichtlich bis 12. August gibt es zahlreiche Ausfälle und Einschränkungen auf dem Weg in den Süden. Diese betreffen neben Pendlern auch viele Urlauber in Schleswig-Holstein und Hamburg, wo gerade Sommerferien sind.

So wie Thomas Bauer (Name geändert). Der Hamburger hatte sich bewusst für das umweltfreundliche Verkehrsmittel entschieden und bereits Anfang April für sich und seine Familie Fahrkarten und Reservierungen für eine Zugfahrt nach Bayern für Ende Juli gebucht. „Das Schöne war: Es war ein Direktzug ab Altona“, sagt Bauer. Ideal, um Koffer und sonstiges Feriengepäck nicht groß schleppen zu müssen.

Deutsche Bahn: Hamburger bekommt Mail, dass gebuchter Zug von Altona ausfällt

Nachdem die Deutsche Bahn Ende Juni weitreichende Einschränkungen durch Baustellen angekündigt hatte, wähnte sich der Familienvater in Sicherheit. Denn damals hatte ein Bahnsprecher versichert, dass die Fahrpläne bereits entsprechend angepasst worden seien. 

Doch vor wenigen Tagen bekam der Hamburger eine E-Mail von der Bahn. Darin stand: „Ihre Reise von Hamburg-Altona nach Murnau am 27. Juli 2024 ist wegen einer Fahrplanänderung nicht wie geplant möglich. Klicken Sie auf ,Aktuelle Informationen hier abrufen‘, um eine andere Verbindung zu Ihrem Reiseziel zu finden.“

Bahn fällt aus – und Hamburger kann für andere Züge keine Plätze reservieren

Dass die Zugbindung für die ursprünglich gebuchte Verbindung aufgehoben wird, nützt Thomas Bauer allerdings nichts. „Es fallen viele Verbindungen aus und in den anderen Zügen gibt es keine freien Plätze mehr“, sagt er verärgert. Und mit dieser Erfahrung steht er keineswegs allein da.

Viele Fernzüge von Hamburg in den Süden fallen aus. Abends fahren sie nur bis Hamburg-Harburg, aber nicht bis nach Altona.
Viele Fernzüge von Hamburg in den Süden fallen aus. Abends fahren sie nur bis Hamburg-Harburg, aber nicht bis nach Altona. © picture alliance/dpa | Georg Wendt

Zu kurzfristigen Zugausfällen wie diesem heißt es bei der Deutschen Bahn: „Die meisten Baumaßnahmen werden lange im Voraus geplant und die daraus folgenden Änderungen können in die Fahrpläne eingearbeitet werden, noch bevor die Reisenden ihr Ticket buchen. Jedoch gibt es – wie im Straßenverkehr – auch bei der Bahn kurzfristige Bauarbeiten und Einschränkungen“, so eine Bahnsprecherin auf Abendblatt-Anfrage.

Man bitte alle Reisenden daher, sich kurz vor der Fahrt noch mal über bahn.de oder die App DB Navigator zu ihrer Verbindung zu informieren. Ein entsprechender Hinweis finde sich auf jedem Ticket, so eine Bahnsprecherin.

Deutsche Bahn: Kunden sollen spontan in jeden Zug einsteigen können

Die fehlende Reservierungspflicht bei der Deutschen Bahn sei sogar von Vorteil: „Unsere Kundinnen und Kunden sollen die Möglichkeit haben, spontan in jeden Zug einzusteigen. Auch zahlreiche andere Bahngesellschaften in Europa, beispielsweise in Österreich (ÖBB), in der Schweiz (SBB), in den Niederlanden (NS) oder in Belgien (SNCB), bieten ihren Kundinnen und Kunden, vor allem den vielen Pendlern, die gleiche Flexibilität wie die Deutsche Bahn an.“

Doch Urlauber wie Thomas Bauer und seine Familie, die ihren Ferienaufenthalt genau getaktet und eine Unterkunft gebucht haben, haben keine Spontanität, sondern benötigen verlässliche Zugverbindungen sowie eine Sitzplatzreservierung für die Fahrt in den Süden der Republik.

Zug von Hamburg in den Süden: Sitzplatzreservierungen sind kurzfristig oft nicht möglich

Da hilft auch der Hinweis der Bahnsprecherin nicht, dass Sitzplatzreservierungen bei der Deutschen Bahn bis zu sechs Monate im Voraus möglich sind. Immerhin sagt auch sie, dass es gerade zu verkehrsstarken Zeiten wie in den Ferien „bei kurzfristigen Reservierungen vorkommen kann, dass eine ,freie Platzwahl‘ beziehungsweise zusammenhängende Plätze für mehrere Personen nicht mehr möglich sind“.

Auch bei der Rückreise nach Hamburg müssen sich Bahnkunden in den kommenden Wochen auf Ungemach einstellen. „Wie bereits kommuniziert, sind kurzfristige Arbeiten an den Eisenbahnbrücken Zollkanal und Harburger Chaussee erforderlich. Zudem müssen zwei Weichen bei den Veddeler Brücken erneuert und Schienen an der Abzweigung zu den Norderelbbrücken gewechselt werden“, sagt die Unternehmenssprecherin.

Deutsche Bahn: Auf etlichen Strecken kommt es zu Einschränkungen und Ausfällen

Aufgrund dieser Arbeiten stünden leider nicht die gewohnten Gleiskapazitäten für den Zugverkehr zur Verfügung. Das bedeutet, dass die Fernzüge in den Abendstunden nur bis Harburg fahren. Bahnkunden müssen dort umsteigen. Auf folgenden Strecken kommt es nach Angaben der Bahn zu Einschränkungen:

  • Achse Hamburg–NRW:
    Zwischen Hamburg und Köln verkehren weiterhin stündlich ICE-Züge.
    Die Züge der ICE-Linie Hamburg–Münster–Köln–Mainz–Frankfurt–Würzburg–Passau entfallen zwischen Hamburg und Köln. Diese Züge verkehren im Baustellenzeitraum lediglich noch zwischen Frankfurt und Passau. Der Teilentfall zwischen Köln und Frankfurt ist durch die parallel laufenden Bauarbeiten auf der Schnellfahrstrecke Köln Rhein/Main zurückzuführen. Die weiteren Züge entlang dieser Achse verkehren.
  • Achse Hamburg–Hannover–Frankfurt:
    Zwischen Hamburg und Frankfurt verkehren weiterhin mindestens stündlich ICE-Züge. Einzelne Wochenendverstärker Hamburg–Frankfurt entfallen auf dem Gesamtlaufweg. Die weiteren Züge entlang dieser Achse verkehren.
  • Achse Hamburg–München:
    Zwischen Hamburg und München verkehren weiterhin stündlich ICE-Züge. Die touristischen Züge Hamburg–Kassel–Würzburg–Augsburg–München/Österreich entfallen mehrheitlich zwischen Hamburg und München. Die weiteren Züge entlang dieser Achse fahren.

Bahn zurück nach Hamburg: Abends müssen Zugreisende in Harburg umsteigen

Wer in den Abendstunden nach Hamburg zurückreist, muss in Harburg umsteigen. „Im Zeitraum von 21 Uhr bis 5 Uhr beginnen beziehungsweise enden alle Züge der oben genannten Achsen bereits in Hamburg–Harburg. Die Halte Hamburg-Hauptbahnhof, Dammtor und Altona entfallen. Das sind in Summe weniger als 20 ICE-Züge, die in diesem Zeitraum nur von/nach Harburg verkehren können“, heißt es bei der Bahn. Nicht betroffen von den Bauarbeiten seien die Züge von und nach Berlin.

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Autoreise- und Nachtzüge sind von den Ausfällen nicht betroffen. Auch die S-Bahn Hamburg verkehrt laut Bahn regelmäßig mit den Linien S3 und S5 zwischen Hamburg Hauptbahnhof und Harburg.