Hamburg. 51 Jahre alter Hamburger postete Hitler-Bilder in sozialen Netzwerken. In seiner Wohnung entdeckten die Ermittler ganz anderes.

Mehr als 100 Messer und Dolche, mehrere Bajonette, eine Armbrust, Handgranaten, eine Vielzahl weiterer Schreckschusswaffen, mehr als 30 Kurz- und Langwaffen sowie 10.000 Schuss Munition und sogar Handgranaten: Es hörte gar nicht mehr auf, was die Ermittler da alles am Donnerstag aus einer Wohnung in Hamburg-Eidelstedt heraustrugen.

Wie berichtet, hoben Ermittler des Staatsschutzes bei der Durchsuchung ein riesiges Waffenlager aus. Wie sich am Freitag herausstellte, kam der Hinweis auf den Mann aus Bayern. Wie die Polizei Hamburg mitteilte, sei der 51-Jährige im Zusammenhang mit einem Ermittlungsverfahren des Landeskriminalamts Bayern in den Fokus des Hamburger Staatsschutzes gerückt.

Hamburg-Eidelstedt: Waffenlager entdeckt – Hinweis kam aus Bayern

Begonnen hatten die Ermittlungen gegen den Eidelstedter mit rechtsradikalen Hass-Postings, die er im Internet auch über soziale Medien verbreitet haben soll. Man ermittle gegen den Mann wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen, bestätigt Liddy Oechtering als Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft auf Abendblatt-Anfrage.

Laut Mitteilung der Polizei Hamburg hätten intensive Ermittlungen den Verdacht erhärtet, dass der Mann im Jahr 2020 in einer Messenger-Gruppe ikonenhafte Hitler-Bilder veröffentlicht haben soll. Aufgrund dieser Erkenntnisse erwirkte die Staatsanwaltschaft Hamburg beim Amtsgericht dann den Durchsuchungsbeschluss.

Am Donnerstag gegen 6 Uhr stürmten Einsatzkräfte die Wohnung in Eidelstedt.
Am Donnerstag gegen 6 Uhr stürmten Einsatzkräfte die Wohnung in Eidelstedt. © TV Newskontor | Unbekannt

Bei der Durchsuchung der Wohnung wurden am Donnerstag dann verschiedene Gegenstände unter anderem auch Datenträger und Computer sichergestellt. Die Waffen- und Munitionsteile lagen laut Polizei teilweise offen und somit nicht ordnungsgemäß verwahrt in den Zimmern der Wohnung, woraufhin die Beamten zunächst alle Fundstücke sicherstellten.

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Einsatzkräfte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) hatten die Wohnung am Furchenacker am frühen Morgen gestürmt. Ermittler des Staatsschutzes waren vor Ort. Wegen der entdeckten Handgranaten wurde zudem ein Entschärfer vom LKA 7 hinzugezogen, der prüfen musste, ob es sich um scharfe Granaten handelt.

Allerdings seien diese nicht zündfähig gewesen, wie Polizei-Sprecher Thilo Marxsen erklärte. Zudem konnte er gegen Mittag Entwarnung geben: Man habe den flüchtigen 51-Jährigen mittlerweile vorläufig festnehmen können. Polizisten konnten ihn im Bereich Pinneberg stellen.

Polizei Hamburg: Waffenarsenal in Wohnung – Verstoß gegen Sprengstoffgesetz

Inwieweit es sich um echte Handgranaten handelte, bei denen beispielsweise nur der Zünder entfernt wurde, werde noch geprüft. Wenn sich der Verdacht bestätigt, muss sich der 51-Jährige auch wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz verantworten.

Zahlreiche Waffen trugen die Ermittler aus der Wohnung in Eidelstedt.
Zahlreiche Waffen trugen die Ermittler aus der Wohnung in Eidelstedt. © TV Newskontor | Unbekannt

Untersucht werde nun auch, welche Waffen der Mann, ein Jäger, legal besitzt. Denn laut Oechtering ist er im Besitz eines Waffenscheins, der zum Besitz von bestimmten Waffen berechtigt. Das war nach Abendblatt-Informationen auch der Grund, weshalb das SEK hinzugezogen wurde.

Polizei Hamburg: Waffenbehörde entzieht dem 51-Jährigen die Erlaubnis

Neben dem Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen leiteten die Kriminalbeamten weitere Verfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Sprengstoffgesetz und das Waffengesetz ein.

Als erste Folge hat die Waffenbehörde laut Polizeiangaben dem 51-Jährigen die waffenrechtlichen Erlaubnisse entzogen und ein Waffen- und Munitionsbesitzverbot verfügt. Dieses wurde zur sofortigen Vollziehung angeordnet, sodass die sichergestellten Waffen, Waffenteile, Munition und verbotenen Gegenstände bis auf Weiteres in polizeilicher Verwahrung bleiben, so die Polizei.

Anders verhält es sich mit dem 51-Jährigen. Aufgrund fehlender Haftgründe ist er wieder auf freiem Fuß.