Hamburg. Die Elbschloss Residenz an der Elbchaussee soll deutlich teurer werden. Bewohner sind verärgert. Das sagt die Direktorin.
„Ich habe hier nichts auszustehen“, betont Klaus Lindhorst beim Rundgang durch seine Dreizimmerwohnung mit zwei Balkonen in der Elbschloss Residenz. Ihm ist durchaus bewusst, dass die Probleme in einem Seniorenheim dieser gehobenen Klasse ebenso luxuriös sind wie die Einrichtung selbst. Und doch sind es welche.
Klaus Lindhorst ist 89 Jahre alt. Vor neun Jahren zogen er und seine Frau in die Residenz in Hamburg-Nienstedten. „Leben an einem der schönsten Plätze Hamburgs“, wie es auf der Internetseite der Senioreneinrichtung heißt. Das Haus mit gehobenem Anspruch liegt zwischen Elbchaussee und dem Internationalen Seegerichtshof in den Elbvororten.
Nienstedten: Luxus-Seniorenheim verfügt über Spa und Restaurant
Wer hier alt wird, genießt im hauseigenen Restaurant Hanseatic mit Sommerterrasse und Elbblick täglich ein Vier-Gänge-Menü. Die Residenz verfügt über einen Pool mit Wellness-Landschaft, eine Bibliothek und einen kleinen Hausladen für den täglichen Bedarf. Den Bewohnern stehen Gemeinschaftsräume für Skatabende oder Filmabende zur Verfügung. Fahrstuhl, Hausmeister- und Reinigungsservice sowie kulturelle Angebote sind selbstverständlich.
Das alles hat seinen dem Standard entsprechend gehobenen Preis. Allerdings soll der nun plötzlich kräftig steigen – nach 22 Jahren erstmals auch für Bestandsbewohner.
Kürzlich erhielten Lindhorst und die weiteren rund 190 Bewohner Post von der Verwaltung. Darin wird ihnen eine geplante Erhöhung des Entgelts angekündigt – wegen der gestiegenen Energiekosten sowie der Inflation. Im Fall von Klaus Lindhorst sollen es 18 Prozent mehr werden. Das heißt: Für sein 87 Quadratmeter großes Apartment, das er seit dem Tod seiner Frau allein bewohnt, sowie den Service wie Verpflegung und Wellness soll er künftig statt bislang 4800 Euro im Monat ab Juli 5670 Euro zahlen.
Nienstedten: Wohnen im Luxus-Seniorenheim soll deutlich teurer werden
Im Durchschnitt 20 Prozent Aufschlag wurde von den Bewohnern nach Abendblatt-Informationen verlangt. Das treibt manchen an die Belastungsgrenze, auch wenn man darüber im Haus nicht so gern spricht. Was man dazu wissen muss: Bislang waren Preiserhöhungen in der Elbschloss Residenz unüblich. Kostenerhöhungen wurden bei Neuvermietungen abgefangen. Bewohner konnten sich so relativ sicher sein, dass das Leben im Luxus berechenbar ist.
Auch die Residenzverwaltung selbst weist in dem Schreiben darauf hin, dass die Kosten für die Unterkunft in den vergangenen 22 Jahren stabil waren. Aber diesmal? Auf Anfrage bestätigt Kathrin Herzog als Geschäftsführende Direktorin der Elbschloss Residenz GmbH und der dazugehörenden Elbschloss Residenz Klein Flottbek die geplante Preiserhöhung.
„Die Entgelterhöhung dient im Wesentlichen der Deckung gestiegener Kosten“, erklärt sie und verweist auf äußere wirtschaftliche Faktoren und Rahmenbedingungen. „Die Inflationsrate hat ein Rekordhoch erreicht.“ Die Lebensmittelkosten seien von März 2022 bis März 2023 um 22 Prozent gestiegen, die Personalkosten um zwölf Prozent. Ebenfalls im vergangenen Jahr sei die Pacht für die Einrichtungen um mehr als 13 Prozent erhöht worden.
Senioren im Luxus-Altenheim in Aufruhr – „unverschämt“
Aber 20 Prozent mehr? Für Lindhorst, der unter anderem Geschäftsführer der Illies-Gruppe in Asien und später Gesellschafter war, ist das „unverschämt“. Er und andere Bewohner, die mit dem Abendblatt gesprochen haben, weisen auf die sehr positive Bilanz der Betreiber GmbH in der Vergangenheit hin. Doch viel mehr kritisieren sie, dass in der Vergangenheit versprochene Leistungen nicht erbracht worden seien. Lindhorst nennt es „schwere Mängel in der Verwaltung“.
Er und andere Bewohner berichten von Sanierungsstau, langwierigen Baustellen und nicht nutzbaren Bereichen. Das Restaurant sei über Monate nicht im Regelbetrieb gewesen. Bewohner im Haus 8, dem bekanntesten Teil der Residenz – es handelt sich dabei um das denkmalgeschützte Gebäude an der Elbchaussee, dem einstigen Ausschank der legendären Elbschlossbrauerei –, warteten jahrelang auf die Sanierung der durch den Sturm Kyrill beschädigten Fassade. Auch jetzt sind überall auf dem Gelände Gerüste und Baustellen zu sehen.
Beirat das Elbschloss Residenz in Nienstedten drohte mit Heimaufsicht
Die Sanierungsarbeiten würden wegen der weltweiten Störungen der Lieferketten leider länger dauern als geplant, erklärt Geschäftsführerin Herzog die Probleme. Bauanträge müssten gestellt werden; das Material sei nicht zur vereinbarten Frist eingetroffen: „Zeitverzögerungen sind in der Baubranche üblich, das betraf auch die Elbschloss Residenz“, so Herzog. Das Restaurant wäre drei Monate lang nicht im Regelbetrieb gewesen – aufgrund von Vakanzen, hohem Krankenstand und Corona. Statt ausschließlich frisch verarbeiteter Lebensmittel seien hochwertige Tiefkühlkomponenten zugeliefert worden.
Wegen der Probleme forderte der Heimbeirat kürzlich eine „Miet“minderung von fünf Prozent für alle Bewohner. Doch statt weniger Entgelt soll es nun deutlich mehr werden. Der Aufruhr in der Einrichtung ist groß, der Heimbeirat drohte laut Abendblatt-Informationen sogar damit, die Heimaufsicht einzuschalten – was für die Residenz ein Novum wäre.
Elbschloss Residenz: Nach Krisengespräch gibt es ein Entgegenkommen
Hier löst man die Probleme lieber intern, hinter verschlossenen Türen. Doch Lindhorst reicht es. Anderen auch. Ein Krisengespräch mit der Vertretung der Bewohner zeigte zumindest erste Wirkung. Die Erhöhung wurde um einen Monat ausgesetzt. Sie soll nun im August kommen – und niedriger ausfallen. Vier Euro pro Quadratmeter Wohnfläche plus: „Für die Positionen Hauswirtschaft, Verpflegung und Betreuung erhöhen wir auf Basis der tatsächlichen Kosten“, so Geschäftsführerin Herzog auf Nachfrage. Was das für Lindhorst genau bedeutet, erfährt er dann mit dem nächsten Schreiben.
Der Heimbeirat hat den Bewohnern geraten, die Erhöhung und die damit verbundene Preisgarantie von fünf bzw. drei Jahren diesmal anzunehmen, um unter anderem juristische Auseinandersetzungen und die mit diesen einhergehenden Begleiterscheinungen zu vermeiden.