Hamburg. Ob Jenischpark oder Stadtpark: Coronamüde Jugendliche produzieren Müllberge. Polizei geht auch gegen Maskenverweigerer vor.

Hunderte Flaschen, leere Bierkisten – und jede Menge Müll, in dem Krähen herumpicken. Pünktlich zu Beginn der steigenden Außentemperaturen bietet der Jenischpark in diesen
Tagen wieder ein erschütterndes Bild. Und nicht nur dort sieht es so aus. Wilde Partys gibt es aktuell unter anderem auch im Stadtpark und etlichen kleineren Stadtteilparks.

Am Montagabend war im Jenischpark Party angesagt. Mindestens 70 Jugendliche standen mit dem Beginn der Dämmerung in großen Gruppen zusammen, viele tanzten zu lauter Musik. Bänke wurden von ihren Plätzen auf die große Wiese zwischen Jenischpark und Elbchaussee geschleppt, einen Tag später stehen viele immer noch dort.

Polizei erteilte Verweise im Jenischpark

Nachdem entnervte Anwohner die Polizei gerufen hatten, geschah das, was zurzeit überall in Hamburg zu sehen ist. Die Polizistinnen und Polizisten nahmen Personalien auf, erteilten Verweise, appellierten auch streng an die Vernunft der Feiernden, die sich mitnichten an die Corona-Regeln gehalten hatten. Kaum waren die Beamten wieder weggefahren, ging die Party unvermindert heftig von vorne los. Dass sich Parks noch stärker als sonst überall in Minidiscos und Grillzonen verwandeln, hängt in erster Linie mit dem langen Lockdown zusammen. Entsprechend gibt es bei aller Kritik auch Verständnis für die Feierenden.

„Ich kann wirklich verstehen, dass es die jungen Leute jetzt nach draußen zieht“, sagt Elke Beckmann vom Verein Freunde des Jenischparks. „Aber es geht gar nicht, wie der Park jetzt aussieht.“ Eine Lösung des Problems sieht Beckmann auch nicht – „da kommen auch wir an unsere Grenzen“. Ein verschlossener Park könne auf keinen Fall die Lösung sein. „Das kann niemand wollen“, so Elke Beckmann. Der Verein will jetzt auf einer aktuell einberufenen Sitzung beraten, wie es weitergehen soll. „Man muss sich insgesamt aber fragen, ob Verbote überhaupt etwas bringen“, so Elke Beckmann.

Kein Verständnis für das Brechen von Corona-Regeln

„Ich kann verstehen, dass der Lockdown an den Nerven zehrt und gerade jüngere Menschen wieder unter Leute möchten“, sagt auch Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne). „Ich habe jedoch kein Verständnis dafür, wenn Regeln gebrochen werden, die dafür da sind, uns vor Corona zu schützen. Unabhängig davon ist es nicht akzeptabel, dass einige wenige den Jenischpark in eine Mülldeponie verwandeln, der für viele Bürgerinnen und Bürger in dieser schwierigen Zeit ein Ort des Ausgleichs ist.“

Erst kürzlich hatte der Grün-Ausschuss der Bezirksversammlung Altona ein von der FDP eingebrachtes Konzept zur Vitalisierung des Jenischparks verabschiedet. Darin geht es unter anderem auch um das Aufstellen neuer beziehungsweise größerer Müllbehälter. Vor dem Hintergrund der aktuellen Zustände im Park hat die Initiative jetzt neue Dynamik erhalten.

Auch Harburger Parks vermüllt

Ortswechsel. Auch in den Parks rund um das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium im Harburger Stadtteil Wilstorf haben sich in den vergangenen Tagen immer wieder größere Gruppen versammelt. Mal Familien mit Kindern, die picknicken, während die Kleinen an den Spielgeräten toben. Mal junge Leute, die sich zum Grillen auf einer Wiese niederlassen.

Corona-Regeln scheinen niemanden zu interessieren. Allgemeine zivilisatorische Umgangsformen auch nicht: Der Müll wird bestenfalls in der Nähe eines überquellenden Mülleimers abgelegt, die Grill-Gruppe hinterlässt zig Quadratmeter voll Plastikmüll und Getränkedosen sowie glühende Kohle auf einer Isomatte – nur den Grill selbst hat sie mitgenommen.

Marcel Schweitzer: „Das geht gar nicht“

Der Senat sieht dieses Verhalten in den Parks und Grünanlagen sehr kritisch: „Wer sich jetzt mit vielen Leuten trifft und an der Alster grillen geht, der hat den Ernst der Lage nicht verstanden“, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer in der Landespressekonferenz und betonte: „Grillen an der Alster ist nicht drin.“

Marcel Schweitzer, Sprecher des Senats.
Marcel Schweitzer, Sprecher des Senats. © Unbekannt | imago images/Chris Emil Janßen

Angesichts der wieder ansteigenden Fallzahlen und der sich ausbreitenden britischen Mutation des Coronavirus könne von Entspannung keine Rede sein. Man könne nicht einfach für sich festlegen, dass man pandemiemüde sei und sich nun nicht mehr an Regeln halten. „Das geht gar nicht“, so Marcel Schweitzer.

Polizei wirft Auge auf den Jungfernstieg

Mit dem besseren Wetter und den steigenden Temperaturen rücken wieder die nicht coronakonformen Ansammlungen von Menschen in den Fokus der Polizei, teilte Polizeisprecher Holger Vehren mit. Doch auch wenn es aus den Stadtteilen Mitteilungen über feiernde Jugendliche gebe, seien Jugendgruppen bislang kein „herausragendes Thema“ gewesen. „Wenn wir Menschenansammlungen feststellen, die nicht in Übereinstimmung mit der Eindämmungsverordnung sind, gehen wir auf die Personen zu, und zwar unabhängig vom Alter“, sagt Vehren.

Dabei habe man unter anderem natürlich Bereiche wie den Jungfernstieg im Auge, der bekannt dafür sei, dass sich dort Jugendliche und Heranwachsende treffen. Am Montag schickte die Einsatzleitung die Bereitschaftspolizei dorthin, nachdem es Berichte über Verstöße vor Ort gegeben hatte. 16 Verwarnungen wurden ausgesprochen.

Maskenverweigerer wurde auf Hamburger Wache gebracht

Auch sonst hatte die Polizei in Sachen Corona am Dienstag alle Hände voll zu tun. Am Hauptbahnhof führten die Beamten einen 58-Jährigen ab, der ohne Mund-Nasen-Schutz angetroffen wurde. Karsten R. Hatte versucht einfach wegzugehen, als die Polizei ihn deswegen stoppte. Dann versuchte er, einen Polizisten zu treten und wurde zur Wache mitgenommen. Ein Atemalkoholtest ergab den Wert von 2,3 Promille.

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An der Stralsunder Straße verpasste ein 67-Jähriger einer Feuerwehrfrau (27) einen Faustschlag, als er auf einer Trage liegend zum Rettungswagen gebracht werden sollte. Die 27-Jährige hatte den Mann aufgefordert seine Mund-Nasen-Bedeckung wieder aufzusetzen, die er zuvor runtergenommen hatte. Polizisten legten Ismail Y. Handschellen an. Auch er war betrunken.

Die Polizei war vor allem in der Innenstadt im Einsatz

Insgesamt wurde im Innenstadtbereich in 83 Fällen auf das Fehlen oder nicht korrekte Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung sowie auf fehlende Abständen hingewiesen. In 67 Fällen leitete die Polizei Ordnungswidrigkeitsverfahren ein. In Winterhude stellte sich ein gutes Dutzend Demonstranten mit Schildern und der Aufschrift „Kinder vereinsamen“ an die Saarlandstraße. Als die Polizei vorfuhr, verstreuten sich die Teilnehmer in alle Richtungen.