Hamburg. Der neue Sitz der Kasse.Hamburg ist ein Testlabor: Geringer Platzbedarf, Co-Working-Area und papierloses Arbeiten. Setzt sich das durch?

Es ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der riesigen Hamburger Behörden-Landschaft. Aber er zeigt, wohin der Weg führen soll. Im kommenden Jahr wird die Kasse.Hamburg, ein öffentliches Unternehmen, das mit rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den gesamten Zahlungsverkehr und die Buchhaltung der Stadt abwickelt, einen neuen Standort in Bahrenfeld beziehen. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) hat am Mittwoch den Mietvertrag für ein ehemaliges Verwaltungsgebäude der Allianz Trade (ehemals Euler Hermes) an der Gasstraße unterzeichnet.

Und in diesem wird vieles umgesetzt, beziehungsweise erprobt, was noch auf viele weitere der 77.000 Beschäftigten der Stadt übertragen werden soll. So wird die Kasse.Hamburg, die bislang auf zwei Standorte verteilt ist, die sie demnächst räumen muss, in ihrem neuen Gebäude im Schnitt exakt 19,85 Quadratmeter  pro Mitarbeiter vorfinden.

Neue Arbeitswelt: Kasse.Hamburg als Vorbild für Behörden

Damit unterschreitet das Unternehmen deutlich die nochmals verschärften Richtwerte des Senats, wonach bei Anmietungen 24 Quadratmeter pro Mitarbeiter zulässig sind. Bislang lautete das Ziel 28 Quadratmeter, was auch schon ambitioniert war, denn zuletzt hatten die städtischen Beschäftigten im Schnitt 33 Quadratmeter Platz. Doch jetzt soll die „Raumkostenbremse“ gezogen werden, einerseits wegen der angespannten Haushaltslage, andererseits als Reaktion auf die nach zwei Jahren Pandemie völlig veränderte Arbeitswelt.

Sonderlich beengt wirken die durchweg lichtdurchfluteten Zweier-Büros in dem gut 20 Jahre alten Gebäude an der Gasstraße dennoch nicht. „Ein Schmuckstück“ sei das Haus, sagte Silke Grimm, Mitglied der Geschäftsleitung und Personaldirektorin von Allianz Trade. Man habe sich dort sehr wohl gefühlt und sei froh, dass es nun „in gute Hände“ gelange. Das Unternehmen hat nebenan einen Neubau bezogen, mit Hamburgs erster reiner Bio-Betriebskantine – die die Kasse-Mitarbeiter ebenfalls nutzen dürfen.

Co-Working für alle Beschäftigten der Stadt

An ihrem künftigen Sitz wird es zudem die erste Co-Working-Zone in einer Behörde geben. Die offene und flexibel gestaltbare Fläche mit rund 30 Arbeitsplätzen können nicht nur die Beschäftigten der Kasse alternativ zu ihren Büros nutzen, sondern – und das ist der Clou –  theoretisch alle Beschäftigten der Stadt. Das sei „etwas komplett Neues“, betonte Dressel. 

Dahinter steckt der Gedanke, dass städtische Mitarbeiter aus dem Westen Hamburgs, die ihren eigentlichen Arbeitsplatz in einem anderen Teil der Stadt haben, sich hin und wieder den Arbeitsweg sparen, aber dennoch in ein Büro gehen wollen – an der Gasstraße hätten sie die Möglichkeit. Wie berichtet, dürfen die Beschäftigten der Stadt bis zu 60 Prozent mobil arbeiten – das kann im Homeoffice sein, aber auch an anderen Orten.  Er sei gespannt, wie das angenommen wird, sagte Jan Schoenrock, Chef der Kasse.Hamburg. „Das ist halt ein Pilotprojekt.“

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In die Zukunft weist auch ein weiteres Detail: Im Erdgeschoss soll künftig die gesamte Post an alle Behörden der Hansestadt – bis zu 7000 Briefe am Tag – angeliefert und sofort digitalisiert werden, sodass die weitere Bearbeitung elektronisch erfolgen kann.  „Papier zu Bytes“, heißt das Projekt, das bis 2024 umgesetzt werden soll. In Ansätzen macht die Kasse das jetzt schon, aber noch nicht für die gesamte Stadt. Dabei handelt es sich auch um ein soziales Projekt: Das Öffnen und Scannen der Post übernehmen weitgehend Menschen mit Behinderung im Dienst der Elbe-Werkstätten. Etliche haben darüber bereits eine Festanstellung gefunden.

Der Finanzsenator sprach bei einer Gebäudebesichtigung am Mittwoch von einem „Meileinstein“ für die Immobilienstrategie der Stadt. „Mit dem neuen Gebäude in der Gasstraße haben wir für unsere Kasse.Hamburg eine gute Lösung und ein hervorragendes neues Zuhause gefunden“, sagte Dressel. „Das Gebäude ist modern, hell und bietet den Beschäftigten sehr gute Arbeitsbedingungen mit exzellenter Verkehrsanbindung. Die Gebäudestruktur erlaubt uns mit geringen Umbauten Gestaltungsmöglichkeiten für die jeweiligen Bedarfe, moderne Arbeitswelten – Stichwort Desk-Sharing und mobiles Arbeiten – können wir hier problemlos realisieren.“