Hamburg. Nach der Auflösung eines linken Symbolprojekts demonstrierten Unterstützer-Gruppen vor der Roten Flora. Flaschenwürfe gegen Beamte.
Stunden nachdem ein linksautonomer Bauwagenplatz in Berlin von der Polizei gewaltsam geräumt wurde, haben Unterstützergruppen am Freitagabend in Hamburg gegen das Vorgehen protestiert. Unter dem Motto "Soli mit der Køpi – jede Räumung hat ihren Preis" versammelten sich Hunderte Menschen vor der Roten Flora im Schanzenviertel. Zuvor war in den sozialen Netzwerken und im Internet für 20 Uhr zu einer Kundgebung aufgerufen worden.
Nach Polizeiangaben nahmen etwa 700 Personen an der Protestkundgebung teil. Sie hätten zunächst viel Pyrotechnik gezündet. Anschließend sei die Gruppe über Max-Brauer-Allee, Stresemannstraße und Neuer Pferdemarkt zurück zur Roten Flora am Schulterblatt gezogen. Aus dem linksautonomen Zentrum gab es Lautsprecherdurchsagen wie: „Heute haben wir das faschistische Gesicht des Staates und des Kapitalismus gesehen.“
Die Polizei hatte sich mit einem starken Aufgebot an Einsatzkräften auf die Demonstration in Hamburg vorbereitet und auch Wasserwerfer im Schanzenviertel postiert. Ein Reporter sprach von mehreren Hundertschaften der Bereitschaftspolizei.
Im Verlauf der Demonstration kam es zu Flaschenwürfen gegen Beamte, wie ein Sprecher des polizeilichen Lagedienstes am Sonnabendmorgen sagte. Zudem wurde ein Gegenstand gegen eine Scheibe der Polizeiwache in der Lerchenstraße geschleudert und diese dadurch beschädigt. Festnahmen gab es aber keine. Gegen 20.45 Uhr waren die Proteste beendet. Danach blieb es in Hamburg nach Polizeiangaben ruhig.
Am Nachmittag hatte die Berliner Polizei mit 2000 schwer bewaffneten Einsatzkräften und gepanzerten Fahrzeugen trotz massiver Proteste das Wagencamp an der Köpenicker Straße im Stadtteil Mitte geräumt. Nach Angaben des Bewohnervereins lebten dort etwa 30 Menschen. Im Juni hatte das Landgericht einer Räumungsklage der Eigentümerin des 2600 Quadratmeter großen Grundstücks stattgegeben. Ein Eilantrag gegen die Räumung war gescheitert.
"Köpi"-Bauwagenplatz in Berlin geräumt – Protest in Hamburg
Am Freitag nun kam es zur Vollstreckung des Beschlusses. Am frühen Morgen begann die Räumung. Gegen 15.30 Uhr hatten alle Personen den umkämpften Platz verlassen (lesen Sie das Geschehen am "Tag X" im Liveblog der "Berliner Morgenpost" hier).
Die "Köpi" galt als Symbolprojekt der autonomen Szene. In Hamburg wollten sich linke Gruppen solidarisieren und gegen die Räumung protestieren. "Lasst uns heute unsere Wut auf die Straße tragen", hieß es in einem Aufruf, den die Feministische Antifa Hamburg bei Instagram für den Abend verbreitet hatte.
Die Polizei Hamburg war nach eigenen Angaben auf die Proteste vorbereitet. Es seien zwar keine Versammlungen angemeldet worden, man rechnete aber mit "Solidaritätskundgebungen", hieß es aus dem Lagezentrum.
Verletzte Polizisten bei Demonstration in Berlin
Auch in Berlin kam es am Abend zu einer allerdings angekündigten Protestkundgebung, bei der mehrere Tausend Menschen auf die Straße gingen. Die Stimmung sei sehr aggressiv, sagte eine Polizeisprecherin. Es gebe Angriffe auf Polizisten und Polizistinnen, einige Beamte seien verletzt worden. Teils seien auch Fahrzeuge beschädigt worden.
Es seien sehr viel mehr Teilnehmer als angemeldet, die Zahl bewege sich im oberen vierstelligen Bereich. Bei der Demonstration in Kreuzberg wurden auch Bengalos und Feuerwerk gezündet. Nach Angaben des RBB wurden auch Verkehrsschilder in parkende Autos gerammt.