Hamburg. Einkaufszentrum sorgte bei der Stadt für 1,8 Millionen Euro Verlust im Jahr. Nun soll dort eine fünfzügige Stadtteilschule entstehen.
Jahrelang hatte das ehemalige Einkaufszentrum Vivo an der Bahrenfelder Straße einen traurigen Ruf als „Flop-Center“. Dass es langfristig durch einen Schulneubau ersetzt werden soll, ist schon länger bekannt. Jetzt nimmt dieses Projekt konkrete Form an. Wie der Sprecher der Schulbehörde, Peter Albrecht, dem Abendblatt bestätigte, wird am Standort des Vivo an der Bahrenfelder Straße binnen weniger Jahre eine fünfzügige Stadtteilschule entstehen. Laut Albrecht sieht der aktuelle Zeitplan dazu so aus: Die Vivo-Mieter sollen spätestens bis zum Dezember 2024 gekündigt werden, danach beginnen die Bauarbeiten. Das Amt für Schulbau veranschlagt dafür rund zwei Jahre – also bis 2026. Die Gründung der neuen Schule ist dann für das Schuljahr 2027/ 28 geplant.
Nach Angaben der Altonaer Schulexpertin Kaja Steffens (CDU) müsste das Kerngebäude dabei vermutlich nicht einmal völlig neu errichtet werden. Bei einer Infoveranstaltung von Schulbau Hamburg sei vielmehr deutlich geworden, dass Bausubstanz und Bauweise des Vivo-Gebäudes so gut und zukunftsweisend seien, dass auch ein Umbau („im Bestand“) möglich sein könnte.
Attraktiv ist der Standort auch, weil die Grundschule Bahrenfelder Straße gegenüberliegt. Laut Steffen biete sich eine Kooperation mit dieser Schule an. Wie diese aussehen soll, müsse sich in der Zukunft zeigen. Der Altonaer Bezirkspolitiker Mithat Capar (SPD), der selbst in Ottensen wohnt, ist angetan vom Plan. „Nach Ottensen und in die Nachbarstadtteile ziehen immer mehr Familien“, so Capar, „und ein Schulbau vor Ort ist anderen Lösungen absolut vorzuziehen. Niemand kann wollen, dass Kinder immer weitere Wege in Kauf nehmen müssen.“
Bauprojekt ist Teil eines gigantischen Schulneubau-Programms
Das Bauprojekt, festgeschrieben im jüngsten Schulentwicklungsplan (SEPL), ist Teil eines gigantischen Schulneubau-Programms, das für ganz Hamburg gilt. Insgesamt sollen 44 neue Schulen in der Stadt gebaut werden, wobei das Investitionsvolumen bei rund vier Milliarden Euro liegt.
Namentlich der Bezirk Altona mit seinem dynamischen Wohnungsbau profitiert davon – insbesondere das Altonaer Kerngebiet und in Ottensen. Analysen haben ergeben, dass wegen des starken Zuzugs auch und gerade von jüngeren Familien im Bezirk ein hoher Bedarf an neuen Schulstandorten herrscht. Alleine auf dem Campus Struenseestraße, unmittelbar an der S-Bahn-Station Königstraße, errichtet Schulbau Hamburg aktuell drei neue Schulen mit Platz für 2000 Schülerinnen und Schüler.
Das Vivo war ursprünglich als Deutschlands größtes ökologisches Einkaufszentrum konzipiert worden. Als es im Jahr 2004 eröffnet wurde, rechnete der damalige Senat damit, dass sich dort 70 Läden und Betriebe aus der Öko-Branche ansiedeln würden. Doch das Projekt floppte und wurde zum Millionengrab. Jährlich zahlte die Stadt rund 1,8 Millionen Euro, um die Verluste auszugleichen. Statt Öko-Läden zogen unter anderem ein Fitnesscenter und eine Bar ein, andere Teile des Gebäudes wurden von städtischen Behörden genutzt.
Wo Hamburgs neue Schulen entstehen
Die meisten neuen Schulen werden im Bezirk Hamburg-Mitte neu gegründet. Doch auch in den anderen Bezirken entstehen neue Bildungseinrichtungen. Die Gesamtzahl der staatlichen Schulen in Hamburg wird sich nach aktueller Planung von 371 auf 415 erhöhen.
- Bezirk Hamburg-Mitte (4 Grundschulen, 3 Stadtteilschulen, 2 Gymnasien)
- Bezirk Bergedorf (3 Grundschulen, 2 Stadtteilschulen, 2 Gymnasien)
- Bezirk Harburg (4 Grundschulen, 1 Stadtteilschule, 1 Gymnasium, 1 weiterführende Schule)
- Bezirk Altona (2 Grundschulen, 2 Stadtteilschulen, 2 weiterführende Schulen)
- Bezirk Eimsbüttel (3 Grundschulen, 2 Stadtteilschulen, 1 Gymnasium)
- Bezirk Hamburg-Nord (3 Grundschulen, 1 Stadtteilschule, 1 Gymnasium)
- Wandsbek (2 Grundschulen, 2 Stadtteilschulen)