Hamburg. Drei Wochen nach der Wiedereröffnung verzeichnet ein Geschäft sogar mehr Kunden als vor Corona. Andere büßen viel Umsatz ein.

Not macht bekanntlich erfinderisch – dies gilt auch in Zeiten von Corona. Das Café Reisebar an der Ottenser Hauptstraße nutzte die Pandemie-Zwangspause, um den Keller gründlich aufzuräumen. Seit mehreren Tagen verkauft die Crew nun Gläser und Küchenutensilien vor dem Eingang, kleine Gegenstände wie Teegläser werden verschenkt.

Vis-à-vis ist die Stimmung deutlich angespannter. „Zunächst hatte ich erhebliche Umsatzverluste durch die autofreie Zone in Ottensen, dann kam die Pandemie“, klagt Jochen Faiz, Inhaber der Comet-Reinigung über massiven Umsatzrückgang. Er führt den Laden jetzt allein, nur nachmittags hilft seine Tochter, die Mitarbeiter hat er in Kurzarbeit geschickt. Faiz vermutet, dass viele Kunden sparen müssen oder Geschäfte meiden, aus Sorge sich anzustecken.

Knapp drei Wochen nach der Wiedereröffnung ist die erste vorsichtige Bilanz des Einzelhandels gespalten. „Die Umsätze der Vor-Corona-Zeit haben wir über alle Geschäfte gesehen noch nicht erreicht. Aber mit weiteren Lockerungen der behördlichen Auflagen im Bereich Gastronomie oder der Flächenbeschränkungen werden diese ganz sicher weiter steigen und sich wieder in die Richtung der Zeit vor Corona entwickeln“, sagt Sven Ebert, Center-Manager des Einkaufszentrums Mercado, optimistisch.

Buchhandlung verzeichnet Umsatzplus

Die Buchhandlung Christiansen freut sich dagegen über ein Umsatzplus: „Seit Corona haben wir täglich neue Kunden und Kundinnen dazugewonnen, die vorher im Internet bestellt haben und jetzt lieber ihre Stadtteil-Buchhandlung unterstützen möchten.“ Diese Solidarität sei ein Glücksfall. Auch Sven Fechner, Inhaber des Bären-Treffs an der Bahrenfelder Straße, sagt, dass der Umsatz stimmt. Offenbar tun Fruchtgummis und Lakritz gut gegen den Corona-Frust.

„Die ersten Tage waren super. Jetzt ebbt es ganz schön ab. Wir machen zwar Umsatz, aber nicht so wie sonst“, sagt dagegen Kerstin Horbach, Inhaberin von Elbprinz & Alstergöre, einem Laden mit hochwertiger Kinderbekleidung: „Meine Mitarbeiter sind immer noch in Kurzarbeit, da wir an die normale Kundenfrequenz nicht rankommen.“

Ähnlich sieht es Christian Adler (Herrenboutique Adler Altona): „Die vergangenen Wochen waren sehr unterschiedlich. Die erste Woche erfreulich gut, getragen vor allem von meinen Stammkunden. Woche zwei war eher schlecht. Die laufende Woche ist wieder etwas besser.“

Corona-Regeln werden eingehalten

Gute Erfahrungen machen die Geschäfte insgesamt mit der Einhaltung der Corona-Regeln. „Das Team des Wachdienstes achtet darauf, dass alle Besucher die geforderte Mund-Nasen Bedeckung im Mercado tragen und dass die Abstandsregeln im Center eingehalten werden. Ich kann aus den Erfahrungen der vergangenen Tage sagen, dass sich sehr viele Besucher von ganz allein an diese Regeln halten und gegenseitig Rücksicht aufeinander nehmen“, lobt Mercado-Manager Ebert, der 15 Desinfektionsstationen installiert hat.

Auch die Buchhandlung Christiansen ist von ihren Kunden angetan: „Sie sind geduldig, wenn die Schlange zu Wartezeiten führt, und nehmen die außergewöhnlichen Bedingungen in der Regel mit Humor.“ Christiansen arbeitet in Schichten mit zwei Teams: „Diese Vorsichtsmaßnahme soll verhindern, dass wir den Buchladen schließen müssen, wenn es im Team einen Corona-Fall geben sollte. Das klappt gut, macht aber weniger Spaß, weil wir uns untereinander vermissen und erschwert die Kommunikation.“

Am schlimmsten seien allerdings die Masken: „Es ist extrem anstrengend, acht Stunden am Tag mit Maske Bücher zu empfehlen, zu telefonieren, Bestellungen aufzunehmen oder rauszusuchen und dabei noch genug Luft zu bekommen. Aber trotz all der Widrigkeiten sind wir froh und dankbar dafür, unseren Job machen zu können. Der Laden läuft!“

Die Hamburger Corona-Soforthilfe (HCS) für Unternehmer:

  • Solo-Selbständige: 2500 € (Hamburg), 9000 € (Bund), 11.500 € (Gesamt)
  • 1–5 Mitarbeiter: 5000 € (HH), 9000 € (Bund), 14.000 € (Gesamt)
  • 6–10 Mitarbeiter: 5000 € (HH),15.000 € (Bund), 20.000 € (Gesamt)
  • 11–50 Mitarbeiter: 25.000 € (HH), keine Beteiligung vom Bund
  • 51–250 Mitarbeiter: 30.000 € (HH), keine Beteiligung vom Bund