Hamburg. Anders als versprochen: In Ottensen steht noch immer der Hochbunker an der Behringstraße. Abriss ist problematisch.
Im Stadtteilarchiv Ottensen an der Zeißstraße ist das Plakat zu besichtigen. „Wir schaffen Platz für 350 Kreativ-Jobs in Altona und 47 Sozialwohnungen an der Behringstraße!“ So versprachen es die Investoren 2015 als Ausgleich für den höchst umstrittenen Bürokomplex „Zeise II“ auf dem Parkplatz des Zeise-Kinos im Herzen von Ottensen. Drei Jahre später sucht man indes die versprochenen öffentlich geförderten Wohnungen vergebens. Stattdessen steht dort nach wie vor der 1941 errichtete Hochbunker.
Der SPD reicht es jetzt. „Wir fordern, dass noch in diesem Jahr mit dem Bau der Sozialwohnungen begonnen werden muss. Der Investor ist in der Pflicht, das Projekt schnellstmöglich zu realisieren“, sagt Mithat Capar, Vorsitzender der SPD Ottensen. Ansonsten schwinde die Glaubwürdigkeit der Bürger in Ottensen in die Politik.
Das Bunker-Problem fügt sich in das von Beginn an so umstrittene Projekt. Auf dem Parkplatz sollte ursprünglich ein Neubau mit 86 Wohnungen entstehen, davon rund die Hälfte gefördert. In der Planung waren zudem kleinere Büros, Spielflächen und ein Supermarkt. Als bekannt wurde, dass stattdessen ein Bürokomplex für eine Werbeagentur gebaut werden sollte, gab es Demonstrationen und einen Bürgerentscheid gegen das Projekt. Vergebens, die Behörden erklärten den Entscheid faktisch für wirkungslos. So konnten 850 Mitarbeiter verschiedener Agenturen der Werbe-Holding WPP ihren Arbeitsplatz neben dem Kino beziehen. Standortpolitik eben.
Zum Ausgleich wollten die Investoren Quantum und Procom in der Nähe auf dem Gelände eines Bunkers an der Behringstraße Sozialwohnungen schaffen – so versprochen im Februar 2015. Doch noch immer ist kein Bagger, geschweige denn ein Neubau in Sicht.
Statische Probleme mit Gebäude durch Bunker
Die Investoren und die Baufirma Ditting, der Bunker und Grundstück gehören, erklären die Verzögerung mit „statischen Problemen“. Die Ostwand des Bunkers sei mit der Außenwand eines benachbarten Saga-Wohnhauses quasi verwoben: „Ein kompletter Abriss würde zum Einsturz des Nachbargebäudes führen.“ Dann entstand der Plan, das gesamte Gelände neu zu bebauen, also auch das betagte Saga-Gebäude abzureißen. Nach Abendblatt-Informationen bot der Konzern den Mietern an, auf Saga-Kosten vorübergehend umzuziehen – inklusive Rückkehrrecht an die Behringstraße in den Neubau. Vergebens.
Offiziell heißt es von der Saga: „Im Rahmen von diesbezüglichen Mietergesprächen wurde deutlich, dass keine Akzeptanz seitens der Mieter für einen Abbruch ihres Hauses besteht.“ Und ein Abbruch setze das Einverständnis aller Mieter voraus.
Um das Projekt noch zu retten, wird jetzt geprüft, ob an das Saga-Gebäude eine stützende Außenwand gezogen werden kann, die Bunker-Ostwand ist zu dafür zu flach gegründet. Das Versprechen der Investoren nach wie vor: „Wir werden dort definitiv Sozialwohnungen bauen.“ Ein konkreter Baubeginn sei aber nicht absehbar.