Altona . Personalmangel sorgt im Bezirk Altona für monatelangen Bearbeitungsstau. Pro Monat gibt es dort rund 350 Anträge.
Im Juli bekamen sie ihr Kind. Monate später wartet ein Elternpaar aus dem Bezirk Altona immer noch auf das dringend benötigte Elterngeld. Die junge Familie schafft es nicht, von plötzlich nur einem Gehalt die hohe Miete und die auch sonst gestiegenen Kosten zu bezahlen.
Die fehlenden 1700 Euro müssen die Großeltern vorstrecken. Die jungen Eltern, die nicht mit Namen genannt werden möchten, sind kein Einzelfall. Im Bezirk Altona gibt es derzeit massive Probleme bei der Bearbeitung der Anträge. Das bestätigt Pressesprecher Martin Roehl auf Abendblatt-Anfrage.
Urlaub, Krankheit, Einarbeitung
Sechs Mitarbeiter arbeiten für die Elterngeldstelle, die in einem Gebäude in der Alten Königstraße nahe dem Altonaer Rathaus untergebracht ist. Pro Monat gehen hier durchschnittlich etwa 350 Anträge ein. Das Problem: Derzeit stapeln sich die Anträge, die Mitarbeiter kommen mit der Bearbeitung nicht hinterher.
„Aufgrund unterschiedlicher Faktoren, die teilweise zusammentrafen, gibt es zurzeit einen Bearbeitungsstau, der sich auf einen Zeitraum von etwa zwei Monaten erstreckt“, erklärt Roehl. Als Gründe führt er Urlaub, Krankheit, Einarbeitung und den erhöhten Beratungsaufwand aufgrund der Einführung des ElterngeldPlus an.
Fehlende Unterlagen, unklare Angaben oder Abstimmungen mit anderen Behörden würden die Bearbeitung zusätzlich verzögern. Deshalb gebe es auch Fälle wie den der oben beschriebenen Familie, die noch länger als zwei Monate warteten, so Roehl.
Hinzu kommt, dass Eltern nach einem positiven Bescheid weitere zwei Wochen geduldig sein müssen, bis das Geld von der Bundeskasse auf ihrem Konto landet.
Eltern werden nicht informiert
Obwohl das viele Eltern in Not bringt, werden sie über die Probleme und die zeitliche Verzögerung nicht informiert. „Im Interesse der Antragsteller ist eine ,proaktive‘ Information nicht möglich. Ein solches Handeln würde, aufgrund des damit verbundenen Arbeitsaufwands, dazu beitragen, den bestehenden Bearbeitungsstau noch zu vergrößern“, sagt Roehl.
Das Problem ist, dass die Eltern das aber nicht ahnen und natürlich nachfragen. Das verursacht weitere Arbeit und Verzögerungen. Die Elterngeldstelle schreibt dazu den wartenden Eltern: „Durch die Vielzahl der Anträge, die telefonischen und schriftlichen Nachfragen sowie der persönlichen Vorsprachen kommt es leider zu dieser Verzögerung.“ Ein vielleicht in diesem Fall nützlicher Hinweis auf der Internetseite des Bezirks findet sich aber nicht.
Wann sich die Situation wieder entspannt, ist laut Bezirksamt derzeit unklar. „Wir bedauern die gegenwärtige vorübergehende Situation außerordentlich“, erklärt Roehl. Eltern in Finanznöten empfiehlt er, vorübergehend Hartz IV zu beantragen.
In den anderen Bezirken stellt sich die Situation deutlich entspannter dar. Die Bearbeitungszeiten schwanken laut Auskunft der jeweiligen Bezirke zwischen drei und fünf Wochen.