Hamburg. Senat finanziert 2230 Meter lange Überdachung der A 7 in Hamburgs Westen. Stadtteile wachsen zusammen, 100.000 Menschen profitieren.

Gut 41 Jahre nach ihrer Freigabe bekommt die Autobahn 7 in Altona einen kilometerlangen Lärmschutztunnel. Der Senat beschloss am Dienstag, den gesetzlich vorgeschriebenen Tunnel um gut 1500 Meter auf insgesamt 2230 Meter zu verlängern. Baubeginn werde Ende 2019 oder Anfang 2020 sein, sagte Verkehrssenator Frank Horch (parteilos). Im Jahr 2025 soll das Bauwerk übergeben werden.

Die Gesamtkosten für den Altonaer Lärmschutztunnel schätzt der Senator auf rund 440 Millionen Euro. Die reinen Baukosten würden rund 340 Millionen Euro betragen. Hinzu kämen rund 100 Millionen Euro sogenannte Ablöse- und Planungskosten. „Hamburg wird rund 200 Millionen Euro für den Bau des Tunnels beisteuern“, sagte Horch.

Aufgrund höherer Anforderungen an den Lärmschutz ist der Bund, der Betreiber der Autobahnen, verpflichtet, im Bereich Altona auf einer Länge von 730 Metern einen Lärmschutztunnel zu errichten. Aus Gründen der Stadtentwicklung hat der rot-grüne Senat sich jedoch jetzt offiziell dafür entschieden, auf eigene Kosten den Tunnel auf insgesamt 2230 Meter zu verlängern.

Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) verwies auf die große städtebauliche Bedeutung des längeren Altonaer Lärmschutztunnels. „Hier wachsen getrennte Stadtteile wieder zusammen, die Anwohner werden vom Lärm der Autobahn entlastet, und es entstehen mehr als 3200 neue Wohnungen sowie zahlreiche Parks und Kleingärten.“

130 Millionen Euro Erlös durch Verkauf von Grundstücken

Möglich wird der Wohnungsbau, weil durch den Tunnel an beiden Seiten der Autobahn lärmberuhigte Bereiche entstehen. Die Größe der Entwicklungs­flächen liege bei 58 Hektar, sagte Stapelfeldt. Die Senatorin schätzt die Erlöse, die die Stadt durch den Verkauf dieser Wohnungsbauflächen erwirtschaften kann, auf bis zu 130 Millionen Euro.

Nach den Worten von Stapelfeldt wurde mit dem Bau der ersten Wohnungen bereits begonnen. Die meisten neuen Einheiten würden allerdings erst nach Fertigstellung des Tunnels fertig. Mit dem Baubeginn für die letzten Wohneinheiten rechnet die Senatorin sogar erst im Jahr 2027.

Derzeit werden große Teile der nördlich des Elbtunnels gelegenen A 7 erneuert und verbreitert. Vom Kreuz Nordwest bis zum Bordesholmer Kreuz wird die viel befahrene Verkehrstrasse künftig sechsspurig, auf Hamburger Gebiet achtspurig sein. Zu den Ausbauarbeiten gehört die Erneuerung der rund 400 Meter langen Langenfelder Brücke in Stellingen, die fast 80 Millionen Euro kosten wird. Nach den Worten von Horch laufen die im Juni 2014 gestarteten Bauarbeiten sehr gut. Ende dieses Jahres solle der östliche Teil der Brücke fertig sein.

Zudem werden im Rahmen der Erneuerungsarbeiten auf Hamburger Gebiet drei Lärmschutztunnel errichtet. In Schnelsen verschwindet der Verkehr auf 560 Metern unter der Erde. Hier sind die Bauarbeiten am weitesten fortgeschritten. Mit einer Freigabe beider Tunnelröhren für den Verkehr wird Ende 2018 gerechnet.

In Stellingen ist ein 890 Meter langer Lärmschutztunnel geplant, für den die Arbeiten im April dieses Jahres begannen. Hier wird die Fertigstellung im Oktober 2020 erwartet. Für Altona rechnet Wirtschaftssenator Frank Horch mit einem Planfeststellungsbeschluss bis zum Jahr 2018. Die Bauzeit wird auf bis zu sechs Jahre geschätzt.

23 Hektar Grünflächen können geschaffen werden

Nach den Worten von Stapelfeldt können auf den Dächern der Tunnel in Schnelsen, Stellingen und Altona rund 23 Hektar Grünflächen geschaffen werden. Neben Parks und Wiesen wird es auf den Tunneldächern Flächen für Kleingärten geben, die für den Bau von Wohnungen verlagert werden müssen.

Bernt Grabow, Sprecher der Bürgerinitiative „Ohne Dach ist Krach“, die seit mehr als 20 Jahren für einen Lärmschutztunnel in Altona kämpft, zeigte sich erfreut über die Senatsentscheidung. Allerdings werde die Initiative sich jetzt nicht gleich auflösen, sondern mindestens noch bis zum ersten Spatenstich bestehen bleiben. Die Entscheidung für den langen Tunnel zeige, dass es sich lohne zu kämpfen, sagte Grabow und fügte hinzu: „Wir haben allerdings nie das Primat der Politik infrage gestellt.“

Kritik kam von dem FDP-Verkehrspolitiker Wieland Schinnenburg. Der Senat bleibe Antworten auf wichtig Fragen nach wie vor schuldig. So sei bislang nicht klar, wo Kleingärtner angesiedelt werden sollten, die keinen Platz auf dem Tunneldach bekämen. Zudem habe sich der Senat mit dem Wunsch, die bisherige Autobahnmeisterei zu verlagern und die Fläche für den Wohnungsbau zu nutzen, gegenüber dem Bund nicht durchsetzen können.

Die Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen sprachen hingegen von einem „Quantensprung“ in der städtebaulichen Entwicklung von Hamburgs Westen. Mit dem Tunnel werde der Lärmschutz für rund 100.000 Hamburger gewährleistet. Final muss die Errichtung des Lärmschutztunnels jetzt in der Hamburgischen Bürgerschaft beschlossen werden.