Hamburg . Die Bahn stellte am Freitag ihre Pläne für den neuen Fernbahnhof vor. Die Stadt erreichte eine Abkehr vom funktionalen Zweckbau.

Wie groß und hoch der neue Fernbahnhof Altona werden soll, wird erst in einigen Jahren ein Architekten-Wettbewerb klären. Fest steht aber schon jetzt, dass es ein ausgesprochen grüner Bahnhof werden soll. Das kündigte jetzt ein Vertreter der Deutschen Bahn AG bei einer Präsentation der Pläne in Altona vor.

So sollen die Dächer auf den künftigen Empfangs- und Servicegebäude mit Pflanzen oder Gräsern begrünt werden. Auch ein größerer Tümpel und Wiesen als Lebensraum für Amphibien wie Frösche und Kröten oder auch für Brutvögel sollen im Umfeld angelegt werden. Geplant sind diese Maßnahmen als offizieller Ausgleich für die Bebauung, die teils am an der heutigen S-Bahnstation Diebsteich auf brachliegenden Grünflächen erfolgen wird.

Am Diebsteich lebt ein als ausgestorben geltendes Insekt

Bei der Untersuchung des Gebiets für eine erforderliche Umweltverträglichkeitsstudie stießen Biologen zudem auf ein sehr seltenes Insekt nördlich des eigentlichen Plangebiets. Die „Blauflügelige Sandschrecke“ gilt in Hamburg als ausgestorben, lebe dort aber in „stabiler Population“, heißt es in der Präsentation für den neuen Bahnhof. Es sind also reichlich viele dieser Heuschrecken dort vorhanden.

Hintergrund der Planung ist die Verlegung des eigentlichen Fernbahnhofs von seinem jetzigen Standort nach Diebsteich. Damit will die Bahn die Betriebsabläufe in Hamburg beschleunigen und so auch den Hauptbahnhof entlasten. Gleichzeig können dann die Fernbahnanlagen vor dem heutigen Bahnhof, der als großer S-Bahn-Knotenpunkt erhalten bleibt, abgebaut werden. Damit kann die Stadt dort den zweiten Abschnitt des Neubaugebiet Neue Mitte Altona realisieren.

Geplant ist die Inbetriebnahme für das Jahr 2023. Sechs Fernbahn- und zwei S-Bahngleise sollen dort gebaut werden. Rund 360 Millionen Euro wird die Bahn nach ersten Schätzungen investieren. Aktuell läuft das dafür notwendige Planfeststellungsverfahren, zudem hat die Stadtentwicklungsbehörde für die eigentlichen Hochbauten ein Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht.

Die Bahn will sich beim Namen des Bahnhofs nicht hereinreden lassen

Ursprünglich wollte die Bahn dort aus Kostengründen ein eher schlichtes, funktionales Bahnhofsgebäude errichten, was aber auf Widerspruch der Stadt stieß. Oberbaudirektor Jörn Walter sprach gar von einem „Hundehütten-Komplex“. Nach einer Übereinkunft zwischen Senat und Bahn soll es nun aber doch einen Architekten-Wettbewerb für ein größeres Gebäude geben, das voraussichtlich durch einen Investor finanziert werden könnte. Der jetzt angeschobene Bebauungsplan soll daher die Voraussetzung schaffen, dass dort auch ein Gebäude mit zusätzlichen Läden, Büros oder auch einem Hotel gebaut werden kann.

Offen ist unterdessen, wie der neue und der alte Bahnhof künftig heißen sollen. Nach einem Beschluss der Bezirksversammlung Altona sollen dazu auch die Bürger befragt werden. Doch bei der Benennung des neuen Bahnhof Diebsteich wird sich die Bahn wohl nicht viel reinreden lassen. „Unser Ziel ist, dass der Bahnhof dort dann wieder Bahnhof Altona heißen wird“, sagte Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Für den jetzigen S- und Fernbahnhof Altona kursieren indes erste Vorschläge, wie er dann als reiner S-Bahnhof heißen könnte. „Altona Rathaus“ präferiert beispielsweise Altonas Bezirksamtsleiterin Liane Melzer. Auch „Paul-Nevermann-Platz“ ist als neue Bezeichnung im Gespräch.