Lurup. Mit schauspielerischem Geschick überführt Elsbeth Heymann eine falsche Enkelin. „Das war wie in einem Krimifilm“, sagt die 71-Jährige.

Als Emmy ihre Großmutter Elsbeth Heymann am Mittwoch besuchte, hoffte sie der Ferien-Langeweile zu entkommen. Dass sie im Laufe des Tages mithelfen würde, eine Betrügerin dingfest zu machen, übertraf allerdings bei Weitem die Erwartungen der 13-Jährigen.

Der Reihe nach: Noch bevor Emmy ihre Großmutter anrief, um sich mit ihr zu verabreden, meldete sich am Dienstagvormittag plötzlich eine zweite Enkelin bei Elsbeth Heymann „Nach dem ersten Satz war mir gleich klar, dass mir da jemand was vorflunkert“, erzählt die 71-Jährige. Geistesgegenwärtig geht die Rentnerin jedoch auf die Finte der Anruferin ein und spielt von einem auf den anderen Moment „eine schusselige Oma“, die sich tatsächlich darüber freut, nach langer Zeit von ihrer Enkelin zu hören.

In den nächsten Stunden beweist die ehemalige Rahmenvergolderin schauspielerisches Geschick: Zum Schein geht sie mit vermeintlich zittriger Stimme auf die Bitte der Betrügerin um 10.000 Euro für einen Autokauf ein, alarmiert aber gleichzeitig mithilfe ihres Partners die Polizei. Als die Anruferin nach Eintreffen der Beamten unter einem Vorwand plötzlich auflegt, vermutet die Luruperin, dass sie vielleicht Verdacht geschöpft haben könnte und ihr Bemühen deshalb einstellte.

Als am nächsten Tag Heymanns wahre Enkelin Emmy vorbeikommt, ruft die „falsche“ Enkelin jedoch abermals an. Auf einmal muss alles ganz schnell gehen: Die Anruferin gibt vor, das Auto noch an diesem Tag kaufen zu wollen und verabredet einen Termin zur Geldübergabe. Zum Treffpunkt folgen Elsbeth Heymann zwei Beamte in Zivil – in ihrer Mitte: Emmy, um deren Tarnung als Familie zu ermöglichen.

Nachdem die Hamburgerin ein prall gefülltes Scheinpaket übergeben hat, stürzen sich die Polizisten auf die 30-jährige Täterin, als diese zur Bushaltestelle eilt. „Das war wie in einem Krimifilm“, erinnert sich Emmy mit einem Strahlen an die filmreife Festnahme.

Immer wieder versuchen Betrüger alten Menschen Geld abzunehmen, indem sie sich am Telefon als Verwandte in Notlage ausgeben. Laut Polizei ist die Fallzahl in Hamburg in den vergangenen Jahren konstant geblieben. 2015 wurden 250 Taten registriert, der entstandene Schaden wird auf 100.000 bis 250.000 Euro beziffert.