Osdorf. CDU will Lebensumstände der Familie aus Osdorf ermitteln. Eltern streiten die Misshandlung ihres neun Monate alten Babys ab.

Nachdem am Mittwoch bekannt geworden war, dass in Hamburg erneut ein Baby mutmaßlich von seinen Eltern schwer misshandelt worden ist, will die CDU mit einer Anfrage an den Senat die Lebensumstände der in Osdorf lebenden Familie ermitteln. „Auch wollen wir wissen, warum der Fall erst jetzt – zwei Monate nach der Tat – öffentlich wird“, sagt der familienpolitische Sprecher Philipp Heißner.

Im November hatte Elvira A., 25, ihren Sohn in die Notaufnahme gebracht, wo Ärzte feststellten, dass Deljo offenbar zuvor heftig geschüttelt wurde und zudem einen Schädelbruch hatte. Nach einer Notoperation ist das Kind außer Lebensgefahr. Wie bei dem im Dezember zu Tode geschüttelten Tayler stehen auch jetzt die Eltern des Babys unter Tatverdacht. Elvira und Halid A. bestreiten den Vorwurf nach Abendblatt-Informationen jedoch. Derzeit werden alle gefundenen Beweismittel ausgewertet.

Im Fall Tayler soll das rechtsmedizinische Gutachten Aufklärung zum genauen Zeitpunkt des Schüttelns bringen und damit auch, ob die 22 Jahre alte Mutter oder ihr Lebensgefährte, 26, für den Tod des Babys verantwortlich ist. Laut Oberstaatsanwältin Nana Frombach wird es voraussichtlich für nächste Woche erwartet.

Behörde hatte keine Hinweise, dass Deljo misshandelt wurde

Bezüglich Deljo hatte die Behörde offenbar keine Hinweise darauf, dass der Junge misshandelt werden könnte. Das Baby lebte kurzzeitig in einer Pflegefamilie, der Grund war aber, dass seine Eltern mit der medizinischen Versorgung des Frühgeborenen überfordert waren. Damit unterscheidet sich der Fall Deljo von dem Taylers, der bereits einige Monate vor seinem Tod wegen des Verdachts der Misshandlung in einer Pflegefamilie lebte, dann aber zurück zu seiner Mutter kam.

Um gefährdete Kinder besser zu schützen, hat die Bürgerschaft vor gut einem Jahr ein standardisiertes Risikomanagement in allen Abteilungen des Allgemeinen Sozialen Dienstes beschlossen. Die FDP kritisierte nach einer Anfrage an den Senat, dass bis heute nur einige Bezirke begonnen hätten, dies konsequent zu etablieren. Der Prozess der Einführung müsse mit deutlich mehr Engagement vorangetrieben werden, fordert die Bürgerschaftsfraktion der FDP.