Hamburg. Im Zwischengeschoss haben die ersten Läden neu eröffnet. Insgesamt investieren die Bahn und der Bund zehn Millionen Euro.
Zugig ist es immer noch, aber nicht mehr so, dass man möglichst rasch das Weite suchen will. Im Gegenteil: Das Untergeschoss des Bahnhofs Altona, vor dem Umbau ein nasskalter, finsterer Ort mit dem Muff der 1970er-Jahre, wirkt neuerdings freundlich und – im wahrsten Sinn des Wortes – einladend. Die ersten Geschäfte haben eröffnet, und auch die Passage Richtung Ottenser Hauptstraße und Mercado ist frei. Bis Anfang April soll alles fertig sein. Im Frühsommer ist ein Volksfest geplant.
„Wir freuen uns, vor Weihnachten einen weiteren wichtigen Bauabschnitt eröffnet zu haben“, sagte Egbert Meyer-Lovis im Namen der Deutschen Bahn. Gemeinsam mit dem Bund investiert das Unternehmen zehn Millionen Euro in die Komplettrenovierung des 5000 Quadratmeter großen Areals zwischen dem Fernbahnhof oben und den S-Bahn-Gleisen unten. Ursprünglich sollten die ersten Läden im August dieses Jahres aufmachen, doch führten eine Durchfeuchtung und schadhafte Deckenfugen zu Verzögerungen. Politiker von SPD und CDU hatten den schleppenden Fortschritt kritisiert.
Nun jedoch hat die Modernisierung Fahrt aufgenommen. Aktuell bieten sieben Geschäfte ihre Dienste an. Nach und nach werden weitere Flächen an die Mieter übergeben. Diese bauen die Läden dann individuell um. „Für jeden Shop hatten wir mehrere Bewerber“, sagt Andrea Gebbeken , die Leiterin des Regionalbereichs Nord der Station & Service AG der Bahn. Insgesamt sollen 13 Geschäfte, jeweils zwischen 44 und 300 Quadratmeter groß, Kundschaft anziehen. Täglich wird der Bahnhof im Schnitt von 130.000 Reisenden und Passanten frequentiert.
Ein Lokaltermin am Sonnabend zeigte, dass die neuen Möglichkeiten noch zögerlich angenommen werden. Seit Beginn der Umbauten vor zehn Monaten hatten Absperrungen, Holzbarrieren und Lärm viele Bahnnutzer veranlasst, einen weiten Bogen um den garstigen Bereich zu machen. Doch wird schon jetzt klar, dass sich eine Menge zum Besseren wendet. Ein Schandfleck könnte sich zum Schmuckstück entwickeln. Dazu tragen anthrazitfarbene Steinplatten, großflächige Glasfassaden und eine durchdachte Beleuchtung bei.
Bereits eröffnet hat auch die Bäckerei von Allwörden mit im Vergleich zu früher dreimal größerer Fläche und einem für Bahnhofsverhältnisse angenehmen Sitzbereich. Platz nehmen kann man gleichfalls in einem Baguette- und Croissant-Laden. Ein neues asiatisches Restaurant und der nicht nur bei Jugendlichen beliebte Shop „Pommes for President“ runden den Service ab. Letzterer war schon vor dem Umbau präsent und umfasst nun auch ein Frühstücksangebot unter anderem mit Kartoffelbrötchen.
Ein paar Meter weiter sind ein Handyladen sowie Automaten für Fotos, Getränke und Süßwaren zu sehen, die sich allerdings noch nicht in Betrieb befinden. Auch eine WC-Anlage ist wieder vorhanden. Der Aufgang zur Ottenser Hauptstraße passt sich dem freundlichen Gesamteindruck optisch durchaus an. Allerdings funktionierte die Rolltreppe am Wochenende noch nicht.
Die erfreuliche Entwicklung im Zwischengeschoss steht im Kontrast zur Lage darüber. Im Ladenbereich des Erdgeschosses, so ist auch der Bahn bekannt, halten sich Vielfalt und Öffnungszeiten teilweise in bescheidenem Rahmen. Auch dort sollen 2016 neue Geschäfte entstehen. Unten jedenfalls besteht Klarheit. In den kommenden Wochen starten ein weiterer Buchhandel, ein HVV-Kundenbüro mit S-Bahn-Information und eine Brezelbäckerei. Nach dem Stammgeschäft in der Innenstadt und der jüngst eröffneten Filiale gegenüber dem Mercado wagt das Bistro „Kaiserwetter“ seinen dritten Auftritt in Hamburg.
Besonders gespannt sind viele Kunden auf einen neuen Supermarkt im Zwischengeschoss. Bisher ist im Bahnhof Altona nur Lidl präsent. Für willkommene Konkurrenz sorgt bald Edeka, mit einer Fläche von rund 300 Quadratmetern größter Neumieter. Nicht nur wegen der attraktiven Öffnungszeiten rechnen die Kaufleute mit regem Zuspruch. Lidl hat von Montag bis Sonnabend jeweils 15 Stunden und am Sonntag zehn Stunden geöffnet.