Othmarschen. Die Schüler wurden per vorgelesenem Brief über das Unglück informiert. Polizei sucht weiter nach dem Lastwagenfahrer.

Der Unfall, bei dem am Donnerstagmorgen eine 53 Jahre alte Radfahrerin in Othmarschen lebensgefährlich verletzt wurde, hat viele Hamburger erschüttert. Bei dem Opfer handelt es sich um die Schulleiterin des Christianeums in den Elbvororten. Der traurige Vorfall bewegte viele Menschen im Stadtteil. Die fröhliche Frau mit den roten Haaren, die oft mit dem Fahrrad zur Schule gefahren ist, ist vielen Kindern, Eltern und anderen Bewohnern der Elbvororte bekannt. Diana A. ist inzwischen außer Lebensgefahr, in einer Notoperation musste ihr jedoch das rechte Bein amputiert werden.

Am Tag nach dem Unglück herrscht am Christianeum an der Ernst-Otto-Straße eine bedrückende Stimmung. Schüler und Elternvertreter zeigen sich entsetzt von dem Unglück. Jugendliche stehen in Gruppen vor dem Gebäude und unterhalten sich ruhig, von ausgelassener Ferienstimmung ist nichts zu spüren. Diana A. hatte einen Teil der Fahrtstrecke von ihrer Wohnung in Ottensen zur Schule schon hinter sich, sie war nur wenige Minuten vom Christianeum entfernt, als sich der Unfall ereignete. Die 53-Jährige hatte das Amt der Schulleiterin an dem traditionsreichen Gymnasium Anfang 2012 übernommen und ist damit die erste Frau in dieser Position.

Die Polizei sucht weiter mit Hochdruck nach dem flüchtigen Unfallfahrer. Ein Lkw, laut Zeugenaussagen vermutlich ein 40-Tonner mit weißer Plane, hatte Diana A. gegen 6.50 Uhr beim Abbiegen offenbar übersehen und überrollt. Er fuhr weiter ohne anzuhalten. Diana. A. wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien konnten die Jugendlichen bereits um kurz vor elf Uhr nach Hause gehen. In den Vormittagsstunden haben die Schüler mit ihren Lehrern über das Unglück, das viele noch gar nicht glauben können, gesprochen. Eigentlich hätte Diana A. am Freitag noch eine Rede halten und Schüler und Kollegen in die Ferien verabschieden sollen. Sie liegt jedoch weiterhin im Krankenhaus. Über ihren genaueren Zustand ist nichts bekannt.

Schüler wollen Genesungskarten schreiben

Dem Abendblatt sagten Schüler des humanistischen Gymnasiums nach Schulschluss, sie seien am Freitagmorgen über den Unfall ihrer Rektorin informiert worden. Lehrer hätten einen Brief vorgelesen, der das Unglück bestätigte. Innerhalb der Klassen wollten die Schüler nun Genesungskarten an ihre Schulleiterin schreiben. Eine offizielle Stellungnahme aus dem Christianeum gab es am Freitag nicht. Viele Schüler waren besonders darüber entsetzt, dass sich der Unfallfahrer noch nicht bei der Polizei gemeldet hat.

An der Unfallstelle hat die Polizei unterdessen drei große Plakate aufgestellt. Darauf werden Zeugen aufgerufen, sich zu melden. Der Bereich an der Autobahnauffahrt ist gewöhnlich auch in den Morgenstunden bereits viel befahren. Für Fahrradfahrer ist ein gesonderter Streifen auf dem Gehweg eingerichtet.

Einiges konnte die Polizei mithilfe von Zeugen und Sachverständigen bisher zum Unfallhergang ermitteln: Diana A. war am frühen Morgen mit ihrem Fahrrad auf der Behringstraße in Richtung Walderseestraße unterwegs. Sie überquerte die Autobahnauffahrt, die in Richtung Norden zur A 7 führt, um auf die Brücke zu gelangen. An dieser Stelle gibt es eine Ampel für Fußgänger und Fahrradfahrer. Bis auf die Mittelinsel schaffte die 53-Jährige es unbeschadet. Doch als sie weiterfahren wollte, erfasste sie der Lkw, der ihr entgegenkam und nach links auf die Autobahn abbog.

Hatte die Schulleiterin Licht am Fahrrad?

Ob die Ampel für den Lkw-Fahrer oder für Diana A. rot zeigte, konnte bislang nicht mit Sicherheit gesagt werden. Klar ist, dass es am frühen Morgen, als sich der Unfall ereignete, noch dunkel war, sodass der Unfallfahrer die Schulleiterin wohl nicht bemerkt hatte. Ob Diana A. Licht am Fahrrad hatte, ist nicht bekannt. Die Polizei stellte ihr Fahrrad nach dem Unfall sicher. Der Lkw müsste nach Angaben der Polizei nach dem Zusammenstoß im rechten vorderen Bereich beschädigt sein.

Nach Angaben eines Polizeisprechers ist der Bereich an der Autobahnauffahrt kein Unfallschwerpunkt. Zuletzt habe sich dort im Jahr 2012 ein Unfall, in den ein Fahrradfahrer verwickelt war, ereignet.

Wer eine Beobachtung zu dem Unfall gemacht hat, wird gebeten, sich unter der Telefonnummer 040/4286-52961 mit der Polizei in Verbindung zu setzen.