Nienstedten. Köchin Helena Gouveia aus dem Tapas-Restaurant Zur Flottbeker Schmiede in Altona steht heute im Finale der Fernsehshow „The Taste“.
Oliven, Stockfischbällchen, Chorizo und Kotelette vom Iberico-Schwein sind die eine Welt von Helena Gouveia. Diese Speisen serviert sie gern mit einem Glas Vinho Verde oder einem roten Solista Alentejo in ihrem Lokal Zur Flottbeker Schmiede. Die andere Welt der 33-Jährigen sind Kameras und eine sehr gut ausgestattete Showküche in einem Fernsehstudio in Köln. Die Frau mit dem herzlichen Lachen und den fast schwarzen Augen hat es ins Finale der Koch-Casting-TV-Show „The Taste“ geschafft. Am heutigen Mittwoch gibt es die Entscheidung.
Seit mehr als fünf Jahren führt die dreifache Mutter zusammen mit Ehemann Joao, 44, und Bruder Miguel Lima, 29, das gemütliche Tapas-Restaurant in dem Backsteinbau an der Baron-Voght-Straße/Ecke Jürgensallee. „Ich bin gelernte Friseurin und habe zehn Jahre lang in diesem Beruf gearbeitet“, erzählt Helena Gouveia, die sich selbst als „Vollblutportugiesin und Hamburger Deern“ bezeichnet. „Aus familiären Gründen habe ich mich dann anders orientiert.“ Joao Gouveia und Miguel Lima hatten bereits in der Gastronomie gearbeitet, also wagte sich das Trio an die Selbstständigkeit.
„Wir bieten authentische portugiesische Küche mit regionalem deutschen Einschlag“, beschreibt Helena Gouveia das Konzept ihres Restaurants. Viele Stammgäste, unter ihnen der Hamburger Koch Christian Rach, bestellen die qualitativ hochwertigen Produkte aus der kleinen Karte und geben dem Familienbetrieb recht. „Wir sind zufrieden“, sagt die dunkelhaarige Chefin, deren Kinder immer dann von den Großeltern betreut werden, wenn sie selbst im Restaurant Tapas anrichtet und serviert.
Anfang des Jahres machte es bei der temperamentvollen Hamburgerin klick, als sie im Fernsehen einen Aufruf sah, sich für die Show „The Taste“ zu bewerben. „Ich fühlte mich einfach angesprochen.“ Helena Gouveia schrieb dem Sender, schickte ein Video und Fotos, führte ein langes Telefon-Interview mit der Redaktion, reichte Rezepte ein und bekam im Mai eine Einladung zum Probekochen in Köln. „Dort habe ich Steinbuttfilet mit Topinambur in fünf verschiedenen Texturen sowie Paella mit Pulpo und Chorizo zubereitet.“
Die Restaurantchefin überzeugte den Sternekoch Frank Rosin, sie in sein vierköpfiges Team aufzunehmen. Auch die Küchenkünstler Cornelia Poletto, Tim Mälzer und Alexander Hermann wählten als Coach jeweils vier Kandidaten in ihre Mannschaften. Nach sechs spannenden Kochrunden, die im Juli und August aufgezeichnet wurden, sind von ursprünglich mehr als 1000 Bewerbern die sechs Finalisten – jeweils drei Frauen und Männer – übrig geblieben. „Und ich bin eine davon, das freut mich sehr“, sagt Helena Gouveia.
Zuerst habe sie einfach nur mitmachen wollen, aber dann habe die ganze Sache eine eigene Dynamik bekommen. Von Runde zu Runde sei mehr Ehrgeiz dazugekommen. „Meine Variation von Surf und Turf mit Jakobsmuschel und Chorizo im Halbfinale hat mir dann ja auch Glück gebracht.“
Ihre Familie unterstützt sie und drückt die Daumen für einen Sieg. Und Helena Gouveia ist trotz aller Zielstrebigkeit immer noch ein bisschen überrascht von ihrem Erfolg. „Ich bekomme Komplimente und Autogrammwünsche, meine Kinder sind stolz auf mich, und die Leute erkennen mich auf der Straße.“ Sie habe für sich selbst während der Show-Teilnahme eine kleine Reise gemacht, tolle Leute getroffen und viel für ihr Restaurant gelernt. „Beim Anrichten auf dem Teller zum Beispiel ist weniger mehr, ich habe jetzt auch Mut zum Weglassen, um die Aromen nicht gegenseitig zu erschlagen.“
Am Mittwoch wird im eigenen Restaurant natürlich die Sendung angeschaut und mit Spannung verfolgt, ob Gouveias Gericht Pluma vom Iberico-Schwein mit Pfifferlingen und Aioli ihr den Sieg bringen wird. Dem Gewinner von „The Taste“ winken 50.000 Euro und ein eigenes Kochbuch. Alle Finalisten gehen außerdem auf eine kulinarische Reise nach Barcelona. Sollte die Hamburgerin die Nase vorn haben, will sie endlich Ferien machen. „Nach sieben Jahren wird es Zeit für einen schönen Strandurlaub.“
Außerdem würde Helena Gouveia nur allzu gern mal in Lissabon ein Praktikum im Zweisternerestaurant Belcanto absolvieren. „Aber keine Angst“, sagt die portugiesische Norddeutsche, „meine Familie und unser Lokal bleiben mein Lebensmittelpunkt.“ Und Papas Bratkartoffeln mit Spiegelei ihr Leibgericht.