Sternschanze. Der Anstoß für die Spieler des FC Hamburger Berg war schon am Freitagnachmittag. Wie sich die Mannschaft auf den Fußball-Marathon vorbereitete.

Nach 90 Minuten geht beim FC Hamburger Berg keinem Spieler die Puste aus. Das wäre auch fatal, denn seit Freitagnachmittag spielt die Mannschaft eine ungewohnte Partie. Auf dem Kunstrasenplatz des SV Polizei Hamburg wollen die 18 Sportler einen Weltrekord im „Nonstop-Kicken“ aufzustellen. Dabei müssen die Spieler mindestens 76 Stunden auf dem Platz stehen. Halten alle durch, pfeift der Schiri das Spiel am Montagnachmittag ab. Die gegnerische Mannschaft besteht aus einer gleichen Zahl von Freizeitspielern. Im Rotationsverfahren wechseln beide Teams ihre Besetzung aus. Schlafmangel ist trotzdem vorprogrammiert.

Erste Pause nach acht Stunden

Wie bereitet man sich auf so eine Herausforderung vor? Trainer Frank Behnke erklärt: „Die Jungs haben 2 Wochen intensives Ausdauertraining hinter sich. Die letzten Tage vor dem Spiel wurden jedoch als Schonzeit eingeplant.“ Ganz ohne Pause müssen die Spieler während der dreitägigen Partie aber nicht auskommen. „Nach acht Stunden Spielzeit gibt es 40 Minuten zum Verschnaufen“, sagt der Trainer. „In dieser Zeit müssen trotzdem sieben Spieler auf dem Platz sein, damit der Rekordversuch zählt.“ Neben dem Spielfeld gibt es provisorische Bettenlager und Verpflegung. Auch eine Krankenschwester ist vor Ort. „Ich freue mich auf die kommenden 76 Stunden“, sagt Mannschaftskapitän Abdul Rahim Musah vor Spielbeginn. Nach sechsmonatiger Vorbereitung und etlichen Laufeinheiten vom Sportplatz in Bahrenfeld nach Blankenese sei die Mannschaft gut gewappnet.

Hauptorganisator der Veranstaltung ist Ralph Hoffmann. Der ehemalige Türsteher ist auch Gründer des Vereins. Ursprünglich sollte es eine gemeinsame Freizeitaktivität mit Kollegen werden. Als das wöchentliche Kicken immer mehr Zulauf bekam, entschied sich Hoffmann 2014 für die Vereinsgründung. Bald darauf gab der Club auch Flüchtlingen, die sich im FC Lampedusa zusammengeschlossen hatten, die Möglichkeit zum Kicken. „Das hat sich einfach so ergeben. Die Jungs suchten einen Platz zum Bolzen. Da haben wir sie bei uns spielen lassen“, erklärt Hoffmann. Deshalb ist die Mannschaft auf dem Platz ein bunter Haufen von Türstehern und Flüchtlingen verschiedenster Nationalitäten. Das tut dem Teamgeist keinen Abbruch - ganz im Gegenteil: „Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist außergewöhnlich“, sagt Trainer Behnke, ehemaliger Oberligaspieler beim HSV.

Zuschauer sind selbstverständlich gerne gesehen und werden gegen geringes Entgelt am Grill, mit Bier und Eiscreme versorgt. Auf die Frage, ob bei der Veranstaltung der Rekordgedanke oder aber die Spendeneinnahmen im Vordergrund stehen, antwortet Organisator Hoffmann: „Ein Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde wäre schon toll, aber die Spendeneinnahmen sind mindestens genauso wichtig.“ Die Einnahmen gehen an die Flüchtlinge im Verein, um Nahrungsmittel, Deutschkurse und Fahrten zu Behörden zu bezahlen.