Altona. War es so laut, dass Martin G. im Vollrausch durchdrehte? Der Angeklagte soll Arbeiter angegriffen haben. Davon weiß er nichts mehr.

Der Lärm nervte. Und irgendwann wurde der Geräuschpegel, der von Gerüstbauarbeiten an seiner Wohnung ausging, für den Mann unerträglich. Also entschloss sich der 30-Jährige, für Ruhe zu sorgen – offenbar auf sehr martialische Art. Mit Beil, Axt und Elektroschockgerät bewaffnet, so heißt es in der Anklage im Prozess gegen Martin-Christian G., erklomm er selber das Baugerüst und bedrohte mit den Waffen die Bauarbeiter. Als Sondereinheiten der Polizei anrückten, um den Angriff zu beenden und den Mann festzunehmen, lag der Hamburger schon wieder in seinem Bett und wusste kaum noch, was überhaupt los war.

„Meine Erinnerung setzt erst wieder ein, als schwarz gekleidete Männer über mir waren“, erzählt der unter anderem wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung angeklagte Martin-Christian G. im Prozess vor dem Amtsgericht. Zur Tatzeit hatte er reichlich Wodka getrunken und 2,2 Promille Alkohol im Blut. „Von einem Baugerüst weiß ich nichts mehr“, ergänzt der salopp gekleidete Angeklagte mit dem Kinnbart. „Ich weiß nur noch: schwarze Männer und dann Zelle.“ Beil und Axt habe er „vor Ewigkeiten mal als Sonderangebot“ beim Discounter gekauft. „Und auch den Elektroschocker habe ich schon ewig.“

Sein Onkel schildert, dass seinerzeit „alles voller Polizei war. Und mein Neffe war volltrunken“. Der Lärm von dem Baugerüst sei „die Hölle“ gewesen. „Es war wirklich schlimm.“ Ein Bauarbeiter hatte in einer früheren Vernehmung von einem Mann mit Waffen berichtet, einen Angriff auf einen Kollegen indes nicht bestätigt. „Ich kann nicht sagen, ob einer in Gefahr war“, sagte er. Und ein Nachbar erzählte demnach, dass der Angeklagte „mit einer Axt herumgefuchtelt“ habe. „Der Gerüstbauer war aber nicht in Gefahr.“

Ein anderer Bewohner des Hauses hat zwar ein Poltern gehört, weiß von einem Angriff aber nur aus Erzählungen. „Nachbarn sagten, da laufe einer mit nacktem Oberkörper herum und einem Beil und einem Elektroschocker.“ Die Baumaßnahmen am Haus habe er als nicht sonderlich störend empfunden, ergänzt der 41-Jährige. „Das waren normale angekündigte Hausarbeiten, ohne besonderes Geschreie.“ Der Prozess wird fortgesetzt.