1986 war sie gestohlen worden. Suche führte durch die Republik. Der Hamburger Polizei ist es zu verdanken, dass sich die 35 Kilogramm schwere Glocke wieder an Bord befindet.

Hamburg. Zwei Beamte der Hafenkriminalpolizei standen diskret im Hintergrund, als am Dienstag die Schiffsglocke der „Cap San Diego“ läutete. Zum ersten Mal wieder seit 28 Jahren. Dass auch der Leiter des Wasserschutzpolizeikommissariats 2, Polizeioberrat Jörn Schwarz, auf dem Vorschiff des weltweit größten fahrtüchtigen Museumsdampfers erschienen war, hatte einen guten Grund: Der Hamburger Polizei ist es zu verdanken, dass sich die 35 Kilogramm schwere Glocke wieder an Bord befindet.

„Jetzt“, sagte Schwarz, „ist das Schiff ordnungsgemäß ausgestattet. Denn ein Schiff ohne Glocke ist nur ein halbes Schiff.“ Die „Cap San Diego“ habe ihr Schmuckstück zurück, sagte er unter dem Beifall von Mitgliedern der Stiftung Hamburger Admiralität, der das Schiff gehört. 1986 war die Schiffsglocke offenbar bei Restaurierungsarbeiten des Frachters in Hamburg entwendet worden; seitdem galt sie als verschollen. Bis im Januar 2014 die Suche ins Rollen kam.

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Nachdem der Geschäftsführer der Schiffs-Betriebsgesellschaft den Diebstahl eines Schiffschronometers bei der Polizei angezeigt hatte, erwähnte er eher beiläufig ein zweifelhaftes Angebot: Ein Sammler hatte ihm wenige Wochen zuvor die angebliche Originalglocke zum Kauf angeboten. Zum stolzen Preis von 1600 Euro. Die „Cap San Diego“-Geschäftsführung lehnte jedoch dankend ab. Thade Petersen und Sven Fruhriep, die Fahnder beim WSPK 24, wurden jedoch hellhörig und ermittelten. Zunächst führte die Spur zum Verkäufer, dem 52 Jahre alten Andreas B. aus Bremerhaven. Selbst auf einer kasachischen Ebay-Seite wurde seine Schiffsglocke zum Preis von 1600 Euro angeboten. Der maritime Sammler hatte sie vor einigen Jahren bei einer Haushaltsauflösung in Hamburg für 250 Euro ersteigert. Weil aber aus dem Deal mit der Geschäftsführung nichts wurde, stellte B. sie erneut als Angebot ins Internet. Der Käufer Florian W. aus dem niederrheinischen Nettetal erhielt den Zuschlag – für 850 Euro.

Am Freitag nimmt das Museumsschiff an der Einlaufparade teil

Prompt fuhren die Hamburger Beamten nach Nettetal, um der Glocke habhaft zu werden. Als sie bei Florian W. klingelten, verwies er die Fahnder an seinen Bekannten Martin Z. in Köln, für den er das bronzene Exemplar ersteigert hatte. „Als wir schließlich am 21.Januar bei Martin Z. eintrafen, entdeckten wir gleich die Glocke auf dem Grundstück. Sie stand vor uns auf einem Steingrill“, erinnert sich Polizeikommissar Sven Fruhriep. Nach 18 Stunden und 1200 Kilometern Fahrt quer durch Deutschland kehrten die Beamten schließlich mit der Schiffsglocke zurück. Experten bestätigten, dass es sich um das Original handelt. Gegen den Bremerhavener Sammler wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Hehlerei eingeleitet. Am Freitag nimmt das Museumsschiff an der Einlaufparade zum Hafengeburtstag teil – wieder mit Schiffsglocke.