Zwei Euro in den Schlitz, Klappe auf, Ei raus: Mitten in Altona können sich Verbraucher jetzt rund um die Uhr frische Hühnerprodukte aus dem Automaten holen. Die in Hamburg einmalige Idee kommt auch den Ei-Produzenten selbst zugute.

Hamburg. Für den Verzehr rund um die Uhr hat sich die Lebensmittelindustrie bislang so einiges für den Verbraucher einfallen lassen. Es gibt Kuchen aus dem Automaten, Getränke und Kaugummis sowieso. Warum dann nicht auch ein echtes Hühnerei?

In Ottensen gibt es jetzt tatsächlich die Möglichkeit, sich frischen Dotter zu ziehen - aus einem Eier-Automaten. Der hamburgweit einzigartige Apparat steht mitten zwischen den Häuserfronten an der Rothestraße. Die Lieferanten: 13 Hühner des vom Kulturzentrum Motte betriebenen Mini-Hofs.

„Eier verkaufen wir hier schon lange“, sagt Iris Sulz, eine von derzeit acht ehrenamtlichen Hühnerbetreuern an der Motte. Da die Kunden aber immer auf die Anwesenheit eines Verkäufers angewiesen waren, kam schließlich die Idee eines Geschäftszeiten unabhängigen Automaten.

Der hängt jetzt am Zaun des Hühnerhofs und wird täglich mit bis zu zwei 6er-Kartons bestückt - je nach Legelaune von Rosa, Ingebook oder Helga. „Im Winter gibt es am Tag auch mal nur sechs oder sieben Eier“, sagt Sulz.

Im Sommer werde die Eierproduktion dann richtig angeregt, denn: „Hühner sind Wärmetiere.“ Deshalb haben es die vier unterschiedlichen Rassen (“Die Italiener legen am besten“, so Sulz) in ihrem Häuschen auch besonders kuschelig, bevor ihr Brütergebnis im Automaten landet.

Für zwei Euro gibt‘s sechs Eier

Gezimmert hat den Holzkasten mit Geldeinwurf Hühnerfreund David Hohmann, der sich dafür sein Fachwissen als Bühnenbauer zunutze machte. Der Automat funktioniert nach dem Vertrauensprinzip: Fallen zwei Euro in den Schlitz, blinkt ein Lämpchen auf und die Klappe öffnet sich.

Anschließend dürfen sechs Eier aus der Palette in einen Karton gepackt werden, der in einem offenen Fach bereitliegt. Seine erste Auszeit hat sich der Automat allerdings schon genommen, drei Wochen nach Einführung ging er kaputt. „Da hat wohl jemand zu toll geruckelt“, mutmaßt Sulz.

Der durch die Automatenidee angekurbelte Verkauf rechnet sich übrigens auch für die Tiere. Denn mit dem Eierverkauf finanzieren sich die Hühner quasi selbst. Weitere Einnahmequelle für das Futter ist der Verkauf von Honig der vier Motte-eigenen Bienenvölker.

Hühner zum Anfassen

Geschäftssinn steht allerdings für die Betreiber des Hühnerhofs nicht an erster Stelle. „Es geht nicht um Masse, sondern um Qualität“, sagt Iris Sulz. Die sei durch Bio-Futter und viel Platz für die Hühner gewährleistet.

Dazu komme noch ein pädagogischer Aspekt: In Fütterung und Eierentnahme werden regelmäßig Kinder einbezogen, die das Federvieh auch mal anfassen dürfen. Wenn Nachwuchs schlüpft, dürfen die kleinen Hühnerfreunde außerdem durchaus einen Blick riskieren.

Im vergangenen Jahr hat von drei Küken allerdings nur eines überlebt. „Es war wohl einfach zu kalt“, sagt Sulz. Mit dem Thema Tod geht der Motte-Hühnerhof sehr sensibel um, die Tiere sollen in Würde sterben. „Geschlachtet werden die Hühner hier nicht“, betont Sulz.

Für den Verzehr der Automaten-Eier bleiben übrigens rund drei Wochen, so lange sind die Produkte der Motten-Hühner in der Regel haltbar. Mit einer Ausnahme: „Wenn ein Huhn an Ostersonntag ein Ei legt, dann hält es sich sogar ewig“, scherzt Sulz.

Info: Zur Altonale präsentiert sich der Motte-Hühnerhof an der Rothestraße am 6. Juli von 12 bis 17 Uhr der Öffentlichkeit. Dazu ist eine Eier-Malaktion für Kinder geplant.