Das in der Nähe des „Alten Schweden“ gestrandete Binnenschiff kann wohl erst Sonntagfrüh geborgen werden. Vorher muss das Leck der „Jade“ geschweißt werden. Schaulustige werden zu Vorsicht angehalten.

Othmarschen. Schaulustige wird es freuen, den Reeder weniger: Die am Elbstrand vor Othmarschen festliegende „Jade“ wird jetzt wohl noch mindestens bis Sonntagfrüh dort liegen bleiben.

Durch die Flut in der Nacht zum Freitag wurde das am Mittwoch havarierte Binnenschiff ein kleines Stück bewegt. Dadurch taten sich Risse am bereits verschlossenen Leck auf.

Der Riss sollte mit einer massiven Stahlplatte verschlossen werden. Doch die Schweißarbeiten scheinen sich zu verzögern.

Am Sonnabend getestet werden, ob das Schiff mit aufsteigendem Wasser am Vorabend in eine Harburger Werft geschleppt werden kann.

Wahrscheinlicher ist allerdings ein Abtransport beim übernächsten Hochwasser am Sonntagmorgen ab 6.30 Uhr. Eine Flut ist Voraussetzung für die Bergung der „Jade“.

Da der Schiffseigner die Aktion nicht in der Dunkelheit durchführen möchte, sei das Hochwasser am Sonnabendabend keine Option, berichtet der NDR.

Schiff muss selbstständig schwimmen

Beauftragt mit der Bergung ist ein privates Unternehmen, die Wasserschutzpolizei wird die Aktion jedoch absichern. „Die Jade wird nicht verladen, sondern schwimmt in eigener Haut“, sagte ein Polizeisprecher am Sonnabend.

Interessierte dürften das Spektakel zwar betrachten, allerdings nicht in unmittelbarer Schiffsnähe. Deshalb ist der Gefahrenbereich rund um die „Jade“ abgesperrt. „Da kann immer etwas passieren, es muss nur eine Leine reißen“, warnte der Sprecher.

Das 80 Meter lange Binnenmotorschiff war am Mittwoch bei dichtem Nebel mit dem Seeschiff „Wilson Fedje“ kollidiert. Seither liegt die „Jade“ wie ein gestrandeter Wal unterhalb des Hindenburgparks. Die stählerne Schiffshaut riss auf, aus einem mehr als einen Meter breiten Spalt quoll Sojaschrot heraus.

„Jade“ drohte zu sinken

Zuvor hatte Kazimierz K., der 65 Jahre alte Kapitän der „Jade“, noch ein Rettungsmanöver eingeleitet und versucht, sein Schiff mit einer Drehung nach steuerbord (rechts) aus der Fahrlinie des entgegenkommenden Frachters zu bringen. Ohne Erfolg.

Auf Höhe des markanten Backsteinbaus des Lotsenhauses Seemannshöft traf die 90 Meter lange „Wilson Fedje“ das zehn Meter kürzere Binnenmotorschiff an der Backbordseite, riss die Schiffshaut auf. Wasser drang daraufhin in den Frachtraum der „Jade“ ein, das Schiff drohte zu sinken.

Kazimierz K., der polnische Schiffsführer, lenkte sein Schiff, das sich aufgrund der unglaublichen Wucht des Aufpralls entgegen der Fahrtrichtung drehte, in Richtung nördliches Elbufer, wo es schließlich rettenden Grund berührte und nahe dem Sandstrand liegen blieb.

Die „Wilson Fedje“ hingegen blieb ersten Erkenntnissen zufolge weitgehend unbeschädigt und konnte aus eigener Kraft zum Kalikai gelangen, wo das Frachtschiff fest vertäut wurde. Der Rumpf soll lediglich einige Schrammen davongetragen haben. Verletzt wurde bei dem schweren Unfall niemand.

Ermittlungen dauern an

Noch völlig unklar ist, wie es zu der Kollision kommen konnte. Wie die Polizei mitteilte, hatte die „Wilson Fedje“ einen Lotsen an Bord, der das unbeladene Frachtschiff, das aus Rotterdam kam, sicher zum Kalikai bringen sollte.

Die „Jade“, die im nördlichen Fahrwasser der Norderelbe unterwegs war, sollte knapp 1000 Tonnen Sojaschrot von der Ölmühle im Hafen nach Beidenfleeth an der Stör bringen.

Technische Mängel an den Schiffen konnte die Polizei nicht ausmachen. Derzeit werden noch Radarbilder und Funkaufzeichnungen ausgewertet. „Das kann ein paar Tage dauern“, sagte der Polizeisprecher am Sonnabend.

Strafverfahren gegen Lotsen und Kapitän

Gegen den 49-jährigen Lotsen und den 41 Jahre alten Kapitän der "Wilson Fedje" wurde in der Zwischenzeit ein Strafverfahren eingeleitet. Laut Wasserschutzpolizei ist der Unfall wahrscheinlich auf menschliches Versagen zurückzuführen.

Nach ersten Ermittlungen deutet vieles darauf hin, dass die "Wilson Fedje" zu weit im nördlichen Fahrwasser gefahren ist. Ermittelt werde nun wegen des Verdachts der Gefährdung des Schiffsverkehrs.