Das Abendblatt stellt in einer Serie vor, was in den sieben Hamburger Bezirken für das Jahr 2014 geplant ist. Heute letzter Teil: Altona. Derzeit werden Bauanträge für 1252 Wohnungen bearbeitet.
Altona. Wie in den anderen Bezirken auch, steht in Altona im Mai die Wahl zu einer neuen Bezirksversammlung an. Viele politische Weichenstellungen für das neue Jahr sind allerdings lange getroffen, vor allem für den Bau neuer Wohngebäude: Derzeit bearbeitet das Bezirksamt Bauanträge für 1252 Wohnungen.
Neue Mitte: „Ich muss schon die Schule bauen, dann will ich von Ihnen aber etwas von den wertvollen Wohnungsbauflächen abhaben“ – so in etwa muss man sich die Verhandlungen zum Bau der Neuen Mitte Altona vorstellen. Dabei ging es nicht nur um die Kostenübernahme für Straßen oder Abwasserkanäle der drei Investoren, sondern auch um die so genannte „Lastenverteilung“ untereinander. Zwei Jahre dauerte das Ganze, Ende des vergangenen Jahres wurde die Einigung erzielt. In den ersten Wochen des neuen Jahres nun soll der Vertrag zum Bau der Neuen Mitte öffentlich diskutiert und dann von der Bürgerschaft endgültig beschlossen werden. Zudem dürften in diesem Jahr die Architektenwettbewerbe starten, die das konkrete Bild davon schaffen sollen, wie der neue Stadtteil mit rund 1600Wohnungen aussehen wird. Parallel beginnen die ersten Abrissarbeiten an den alten Bahnhallen. Eine Entscheidung wird in diesem Jahr auch von der Bahn AG erwartet: Wird sie tatsächlich die Fernbahn nach Diebsteich verlegen oder lediglich Ersatz für das marode Gleis-Viadukt schaffen, das noch mitten durch die Neue Mitte verläuft? Daran hängt die weitere Planung. Denn eigentlich sollten hier hinter dem Bahnhof sogar fast 4000 Wohnungen gebaut werden.
Ikea: Auf diesen Tag dürfte man auch in anderen Bezirken warten: Am 30. Juni soll an der Großen Bergstraße das erste City-Ikea eröffnen, das mitten in einer Fußgängerzone liegt. Das Möbelhaus ist daher nicht flach gebaut wie üblich, sondern hoch mit Parkebenen auf dem Dach. Rund 5000 Kunden täglich erwartet Ikea, die Hälfte wird mit Bus oder Bahn kommen. Für den Abtransport der Möbel sollen daher Möbeltaxis und elektrische Lastenfahrräder bereitstehen. Baubeginn für den blaugelben Klotz war im November 2012, nachdem sich ein Pro-Ikea-Bürgerbegehren sehr deutlich gegen ein gegenläufiges durchgesetzt hatte.
Ikea-Effekt: Allein schon die sichtbare Baustelle des Möbelhauses beflügelt offenbar die Rendite-Fantasien der Immobilieneigentümer rundherum, die nun auch fleißig bauen wollen. An der „Bergspitze“, der Einmündung von Großer in die Neue Große Bergstraße beispielsweise beginnt im Sommer der Bau eines sieben Stockwerke hohen Wohngebäudes. Unter den 60 Wohnungen entstehen Gewerbeflächen. Die angesagte Schnell-Italiener-Kette Vapiano hat dort bereits einen Mietvertrag unterzeichnet.
Dänische Wurzeln: Eine Tradition, auf die man sich gerne in Altona beruft: Vor 350 Jahren verlieh der dänische König der Ortschaft Altona die Stadtrechte. Das war natürlich gedacht, um an der Elbe vor allem den Hamburgern Konkurrenz zu machen. Heute aber ist viel von dänischer Toleranz und Weltoffenheit die Rede in Altona, wenn man sich von Hamburg unterscheiden will. Gefeiert wird die Verleihung am 23. August mit einer Parade von historischen Schiffen auf dem Wasser und einem einem Straßenkunstfestival.
Micro-Wohnungen sind das Herzstück eines Neubaukomplexes an der markanten Ecke Von-Sauer-Straße/Bahrenfelder Chaussee in Bahrenfeld: 170 kleine Apartments für Studenten, Auszubildende oder andere Kurzzeitmieter werden dort ab Sommer gebaut, aber auch Geschäftsräume und weitere Wohnungen. In den letzten Jahren war der Straßenzug dort von Leerstand und Rotlicht-Wohnungen geprägt, der Abriss der Altbauten hat bereits begonnen.
Lurup, ein Stadtteil mit Potenzial: An der Luruper Hauptstraße/Elbgaustraße wurde der Bauantrag für 224 Wohnungen bereits genehmigt, am nahen Vorhornweg soll ein neuer Bebauungsplan noch einmal 170 weitere ermöglichen. Zudem plant der Bezirk neue Sportanlagen und einen Technologiepark.
Brachfläche: Ein windiges Grundstück mitten im prosperierenden Altona war jahrelang das frühere BMW-Areal an der Ecke Kieler Straße/Stresemann Straße: Viele Gerüchte gab es darum, angeblich wurde es bar bezahlt, lag viele Jahre brach. Aus Spekulation? Zuletzt eroberten es Punks mit Zelten und Bretterbuden, denen der Bezirk aber zum Winter eine Unterkunft verschaffte. Auf dem jetzt bewachten Areal will ein neuer Investor in diesem Jahr mit dem Bau von rund 480 Wohnungen starten.
Wohnen mit Hundertwasser: Anwohner hatten lange um das Hundertwasser-Café an der Behringstraße in Ottensen gekämpft, dort werden nun 74 Wohnungen gebaut. Die nach Entwürfen des Künstlers Friedensreich Hundertwassers gestaltete Fassade soll erhalten bleiben, das Café rekonstruiert werden.
Lange Planungen in Rissen: Zehn Jahre wird schon geplant: Nun ist der Bebauungsplan Rissen 45 fast fertig, der auf altem THW-Gelände den Bau von immerhin 240 Wohnungen (meist in Einfamilienhäusern) ermöglichen soll.
Wohnfabrik in Ottensen: Handwerksbetriebe werden immer wieder aus ihren Hinterhofwerkstätten verdrängt, weil Wohnungsbau für die Immobilieneigentümer lukrativer ist. Auf dem alten Kolbenschmidtgelände soll nun eine Kombination möglich werden: 463 Wohnungen werden dort gebaut, aber auch alte Hallen für kleine Gewerbebetriebe erhalten.
Fischereihafen: Am Holzhafen sollen alte Wellblechhallen abgerissen und neue Gebäude mit Hotel, einer „gläsernen Fischverarbeitung“ und 45 Wohnungen gebaut werden. Auch ein neuer öffentlicher Platz und eine Uferpromenade ist dort vom Bezirk in Planung.
Rote Flora: Krawall-Hochburg, Kiffer-Tempel oder Kulturzentrum? Das seit 1989 von linken Gruppen besetzte ehemalige Flora Theater machte durch eine Krawall-Demo kürzlich unschöne Schlagzeilen, man demonstrierte mal wieder für den Erhalt der „Roten Flora“ und warf Steine auf Staatsvertreter. Dabei bastelt der Senat den Rotfloristen gerade eine eigene Schutzzone: Anfang dieses Jahres wird ein neuer Bebauungsplan gültig, der den Istzustand der Flora festschreibt und einen Abriss oder Verkauf quasi unmöglich macht. Allerdings hat Flora-Eigentümer Kretschmer schon eine Klage angekündigt, sobald der Plan in Kraft tritt. Neuer Ärger scheint programmiert, sollte die Stadt keine Lösung finden.
Flüchtlinge 1 Das vorhandene Pavillondorf Sieverstücken in Sülldorf soll um 288Plätze erweitert werden, weil immer mehr Flüchtlinge in Hamburg Schutz suchen.
Flüchtlinge 2 Eine neue Unterkunft mit 250 Plätzen für Flüchtlinge errichtet die Stadt auch an der August-Kirch-Straße 17 bei der Trabrennbahn.
Volkspark-Geburtstag: Der Altonaer Volkspark ist in diesem 100 Jahre: 1,5Millionen Euro darf der Bezirk ausgeben, um ihn für dieses Jubiläum etwas aufzuhübschen. Geplant ist unter anderem eine beleuchtete Rundstrecke.
Brammer Fläche: Mit Unterstützung vieler Anwohner hatte ein Architekt und ein Musikclub-Betreiber ein buntes Konzept für die Brammer Fläche in der Schanze entwickelt, einen Mix aus studentischem Wohnen, Flächen für Existenzgründer, Musikclubs und weiteren kulturellen und sozialen Angeboten geplant, wo heute Bauwagen und der Beachclub Central Park stehen. Das Konzept wurde öffentliche Grundlage einer Ausschreibung, auf die sich insgesamt aber elf Investoren beworben haben. Anfang des Jahres fällt die Entscheidung über die Vergabe des städtischen Grundstücks.
Landstrom: Seit Jahren dürfen am Kreuzfahrtterminal Altona Schiffe Abgase ungefiltert in die Luft pusten, wenn ihre Generatoren die riesigen Strommengen produzieren, die solche Schiffe brauchen. In diesem Jahr nun soll dort als Alternative eine saubere Landstromanlage gebaut werden, an die sich Kreuzfahrer andocken können.
DLRG: Am gut besuchten Elbstrand von Wittenbergen baut die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) für rund 300.000 Euro eine neue Wachstation, ein hübsches Häuschen auf Stelzen, komplett mit Toiletten, Duschen und modernen Diensträumen. Ein Luxus, auf den die Lebensretter dort bisher verzichten müssen.