Sabine Rabe und Ursula Erler treffen sich, so oft es geht, um im großen Strom abzutauchen. Die Gewässergüte hat sich deutlich verbessert.
Hamburg. Sabine Rabe und Ursula Erler sind begeisterte Schwimmerinnen. Doch wo andere jeden Morgen im Schwimmbecken Kacheln zählen, bevorzugen die beiden Frauen das offene Gewässer. Seit fast vier Jahren treffen sich die zwei Architektinnen regelmäßig, um gemeinsam in Elbe und Alster ihrem Hobby nachzugehen. „Es ist schon komisch – wir haben eine Stadt mit so viel Wasser und niemand nutzt es“, sagt Erler. Sie ist schon als Kind vor rund 65 Jahren in der Süderelbe geschwommen und freut sich, dass die Menschen den Fluss langsam wiederentdecken – auch wenn das offene Gewässer für viele immer noch etwas unheimlich ist.
Über Jahrzehnte sprangen die Hamburger in die Fluten der Elbe; es gab offizielle Badestellen, im Sand von Blankenese standen vor dem Zweiten Weltkrieg sogar Strandkörbe. Die Verschmutzung des Flusses in den Wirtschaftswunderzeiten zerstörte endgültig das Badeidyll; die Elbe galt in den 1980er-Jahren als schmutzigster Fluss Europas, grenzübergreifend wurde er von Industriebetrieben als erweitertes Abflussrohr benutzt. Mit der Wende im Osten verbesserte sich der Umweltzustand schnell, veraltete Chemiebetriebe wurden stillgelegt, Kommunen an Kläranlagen angeschlossen. Die Wunderheilung des Flusses wurde im Jahr 2003 mit einem großen internationalen Elbebadetag gefeiert.
Auch Rabe und Erler versuchen mit ihrer Internetseite „Schwimmen im Freien“ Aufklärungsarbeit zu leisten. Wo sind die besten Schwimmstellen? Und worauf muss ich achten? Auf viele Fragen geben sie die passende Antwort.
Sabine Rabe hat am Anfang selbst einige Fehler gemacht. So ist die 38-Jährige beispielsweise bei Niedrigwasser in die Elbe gegangen: „Da man weiter in den Fluss hinein muss, kommt man dichter an die Fahrrinne der Schiffe heran. Das muss man aus Sicherheitsgründen natürlich vermeiden“, sagt Rabe. Jetzt schwimmt sie nur noch eine Stunde vor Tidehoch, dann sei die Strömung am geringsten und man könne ganz entspannt seine Runden schwimmen. „Das Schwimmen hat schon fast meditativen Charakter“, sagt Erler. „Die Kälte spüre ich kaum, auch wenn ich mal länger als eine halbe Stunde im Wasser bin.“
Den beiden Schwimmerinnen ist wichtig, dass jeder beim Schwimmen im Freien für seine Familie und sich selbst verantwortlich ist. „Für kleine Kinder ist das Schwimmen und Spielen am Wasser nicht ungefährlich – da muss man schon aufpassen“, betont Sabine Rabe.
Anders als im Schwimmbad läuft hier kein Bademeister Patrouille, der ein Auge auf die Badegäste hat. In naher Zukunft wird sich daran auch nichts ändern. „Von der Stadt gibt es immer noch keine ausgewiesenen Badestellen, da diese sonst dauerhaft abgesichert werden müssten“, sagt Heiko Mählmann, Präsident des Hamburger Landesverbandes der DLRG. Das Strandleben in Hamburg könne jedoch nicht dauerhaft ignoriert werden.
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder politische Überlegungen, am Finkenrieker Hauptdeich in Wilhelmsburg zumindest einen offiziellen Badestrand zu errichten. Doch der Teufel steckt im Detail: Nicht nur nötige Investitionen in Umkleidekabinen und Toiletten schreckten die Behörden, sondern vor allem die laufenden Kosten für den Betrieb. Ein offizielles Bad ist ein Zuschussbetrieb.
Bei den letzten Messungen blieb die Belastung weit unter den Grenzwerten
Kritisch sieht die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) das Baden in der Elbe und rät sogar davon ab. Zwar überwache die DLRG einige Strandabschnitte, diese sollten aber nicht als „offizielle Badestelle missverstanden“ werden. Zum einen ist der Fluss aus Sicherheitsgründen ungeeignet – die Fahrrinne liegt nahe am Ufer –, zum anderen kommt es immer wieder zu bakteriellen Belastungen. Gerade nach starken Regenfällen laufen Siele über und Regen und Abwasser fließen vermischt in die Elbe.
Heute überprüft die Umweltbehörde die Belastungen des Wassers regelmäßig bei Övelgönne, Wittenbergen, Finkenriek und Moorwerder. Zuletzt wurden die Grenzwerte deutlich unterschritten. Die Belastung mit Keimen war bei jeder der im Dreiwochenabstand genommenen Proben unproblematisch und das Wasser angesichts des langen Sommers mit knapp 25 Grad sehr warm.