Schöner und heller soll die Querung unter der Max-Brauer-Allee werden. Die ansässigen Händler müssen zum Herbst ihre Marktstände schließen.

Hamburg. "Markt im Tunnel“ nennen die sieben Händler, die in der Fußgängerunterführung unter der Max-Brauer-Allee am Bahnhof Altona ihre Marktstände haben, ihren ungewöhnlichen Arbeitsplatz zwischen Paul-Nevermann-Platz und Neuer Großer Bergstraße. Hier verkaufen sie unter anderem Schmuck, Schuhe, Kleidung und Lebensmittel.

Die meisten von ihnen sind seit mehreren Jahren als Untermieter auf der Sondernutzungsfläche vertreten, mieten ihre Standplätze von Wilfried Schmanns. Der Betreiber mehrerer Geschäfte für Nachfülltinte hat auf dem Areal selbst einen kleinen Holzkiosk, ist wiederum Mieter des Bezirksamts Altona. "Unsere Marktstände sind an diesem Ort als Schnittstelle zwischen Altonaer Bahnhof und Neuer Großer Bergstraße etabliert“, sagt Schmanns. "Wir haben Stammkunden, die uns seit Jahren die Treue halten."

Der aktuelle Mietvertrag für die Sondernutzungsfläche läuft noch bis zum 30. Juni. "Dass unsere Marktstände nie als Dauerlösung akzeptiert waren, konnten wir auch daran sehen, dass die jeweiligen Mietverträge nie länger als sechs Monate liefen“, sagt Schmanns. Vor mehr als zehn Jahren bewilligte das Bezirksamt den "Markt im Tunnel“ als Maßnahme gegen den illegalen Flohmarkt, der sich zuvor in der Unterführung etabliert hatte.

"Natürlich sehen auch wir Händler, dass die gegenwärtige Situation nicht optimal ist. Auch wir hätten in den vergangenen Jahren vieles gern anders gestaltet, uns weniger provisorisch eingerichtet und die Umgebung aufgehübscht", schildert Schmanns die Situation aus Sicht der Kaufleute. "Aber Halbjahresverträge sind kein positives Signal und auch keine Grundlage für nachhaltige Investments."

Mitte vergangenen Jahres lobte das Bezirksamt einen Wettbewerb zur Umgestaltung des Tunnelgebiets aus. Hintergrund war die "schlechte Situation rund um die Unterführung“, so eine Sprecherin des Bezirksamts. In der offiziellen Broschüre zum "Gutachterverfahrung Fußgängerunterführung Max-Brauer-Allee“ heißt es unter anderem, man strebe eine Optimierung des beengten, besonders durch die Verkaufsstände beeinträchtigten Unterführungsbereichs an.

Ausgewählt wurde der Entwurf der Landschaftsarchitekten arbos, der die Modernisierung sowohl des Tunnels als auch der daran anschließenden Treppen- und Rampenflächen vorsieht. Mit der Neugestaltung des Areals soll Ende 2012 begonnen werden, die Fertigstellung ist für 2013 geplant.

+++ Die neue Optik für den Schmuddel-Tunnel +++

"Was dann aus uns Händlern wird, wissen wir nicht“, sagt Schmanns, der auch als Sprecher der Gewerbetreibenden fungiert. In Briefen an die Bezirksversammlung und in Gesprächen mit Verbraucherschutzbehörde, Baubehörde und politischen Vertretern setzt er sich seit Sommer vergangenen Jahres dafür ein, dass eine Lösung für den "Markt im Tunnel“ gefunden wird.

"Meine Befürchtung ist, dass man uns am langen Arm verhungern lassen will. Wir werden ahnungslos gehalten, bekommen keine verbindlichen Antworten, können nicht agieren", sagt der 48-Jährige. "Es ist unglaublich, wie mit uns umgegangen wird. Als seien wir der letzte Dreck, die geduldeten Schmuddelkinder. Dabei wünschen wir uns eine gemeinsame und konstruktive Lösung", so Schmanns.

Auf Nachfrage von abendblatt.de erklärte das Bezirksamt Altona nun, dass es "vorerst eine weitere Verlängerung bis zum 30. September geben“ wird. Dann müssten die Händler weichen. "Den Marktständen ist bekannt, dass die Fläche zukünftig nicht mehr zur Verfügung stehen wird“, so eine Sprecherin des Bezirksamts. Ein Ausweichquartier für die Händler wird es nicht geben.

Die Planungsskizzen für die Modernisierung, die knapp eine Million Euro kosten soll, enthalten zwar diverse Flächen für Ladengeschäfte. In welchem Umfang diese umgesetzt werden, steht zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch noch nicht fest, ließ das Bezirksamt verlauten.

"Wenn ich hier aufgeben muss, bin ich pleite", sagt der 57-jährige Kalender Nergiz, der seit neun Jahren im Eingangsbereich der Unterführung Taschen und Schuhe verkauft. "Meinen Kiosk habe ich aufwendig ausgebaut. Insgesamt habe ich 20.000 Euro in einen stabilen Verkaufsstand investiert." Er fordert daher: "Wir sollten als erste gefragt werden, ob wir die neuen Ladengeschäfte mieten wollen."

Hafize Keskindir ist da weniger optimistisch. Die 42-Jährige zählt seit 2005 zu der kleinen Gruppe Gewerbetreibender und bietet an ihrem Marktstand Unterwäsche und Socken an. "Ich habe mir bereits andere Läden in der Umgebung angesehen, suche schon nach einer Alternative", erzählt sie. "Allerdings sind die Gewerbeflächen für mich einfach unbezahlbar. Im schlimmsten Fall muss ich aufgeben."