Mehr als 1300 Schüler und Lehrkräfte der Stadtteilschule Blankenese protestierten. Sie fordern den Abriss und Neubau von Schulräumen.

Hamburg. Auf dem Schulhof der Stadtteilschule Blankenese sind mehr als 1200 Schülerinnen und Schüler zusammengekommen. Sie halten Plakate in den Händen, protestieren. "Mehr Raum zum Lernen" fordern sie, denn "die Schule platzt aus allen Nähten". Tag für Tag fragen sich Schüler und Lehrkräfte, in welchem Raum sie lernen und lehren können oder ob sie auf einen der Schulgänge ausweichen müssen. Am Dienstag riefen die Betriebsgruppe der Lehrer sowie der Eltern- und der Schülerrat zur Aktion gegen die Raumnot an ihrer Schule auf.

Seit Jahren kämpfen die Gremien der Schule um den Abriss schimmelbefallener Altbauten, den Neubau von Arbeits-, Fach- und Computerräumen sowie die Anpassung zentraler Räume wie der Aula und Mensa für die gestiegene Anzahl an Schülern und Lehrern. "Der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) sowie der Behörde Schulbau Hamburg (SBH) ist die mangelhafte Raumsituation etwa seit 2008 bekannt", erklärt die Vorsitzende des Elternbeirats Heike Ramcke-Steen, "wir haben sogar schon zum Teil die erforderlichen Genehmigungen. So auch die zum Abriss der Turnhalle. Allerdings wurde diese von der Behörde wieder zurückgezogen. Seit Dezember 2011 ruht die Angelegenheit." Dieses Beispiel sei nicht der einzige Fall, der vorerst auf Eis gelegt wurde. Um den Schimmelbefall alter Pavillons stehe es ähnlich. Sie seien zunächst provisorisch versiegelt worden.

Die BSB äußerte sich zum Abriss der Turnhalle, dass die SBH eine Einfeldsporthalle geplant habe. Derzeit werde geprüft, ob die Möglichkeit bestehe, anstatt einer Einfeldsporthalle eine Mehrzweckhalle zu bauen und mit welchen Zusatzkosten dies verbunden sei. Der Schimmelbefall der Pavillons sei nicht gesundheitsgefährdend. Die Räume könnten nach Reinigung wieder genutzt werden. Der STS Blankenese würden darüber hinaus ausreichend Unterrichtsräume zur Verfügung stehen, lediglich derzeit komme es zu Engpässen, da in der Vergangenheit mehr Parallelklassen aufgenommen worden seien als vorgesehen. Schulsenator Ties Rabe erwiderte auf die Aktion der STS Blankenese: „Die Schulbehörde baut dort aus, wo es dringend nötig ist und entscheidet hier nach den klaren Fakten und nicht danach, an welchem Standort am stärksten protestiert wird.“

"Unser Schulalltag ist zu einem dauerhaften Provisorium geworden", sagt Lehrerin Elisabeth Esslinger, "die geforderte Individualisierung der Schüler in einzelne Lerngruppen ist nicht möglich. Eine Differenzierung braucht auch mehr Räume." Klassensprecher Sascha Lausch aus der Klasse 7d kennt dieses Problem aus der Sprachförderung: "Da es im Französischunterricht nicht anders ging, musste meine Lerngruppe mit einer Spanischlerngruppe im gleichen Raum arbeiten. Das war ein ganz schönes Durcheinander." Englischlehrerin Claudia Thiel nennt diese Art der Sprachförderung einen "unhaltbaren Zustand", bei dem eine Sprache nicht erlernt werden könne.

Die Stadtteilschule Blankenese ist heute von Klasse 5 bis zum 13. Jahrgang fünfzügig angelegt. Das bedeutet, es gehen insgesamt 52 Lerngruppen aus allen Jahrgängen hervor, denen laut Aussagen der STS nur 32 ausgewiesene Klassenräume zur Verfügung stünden. Es sei nicht selten, dass eine Klasse deswegen auf die Cafeteria oder die Schulgänge ausweichen müsse. Auch das Gebäude der gymnasialen Oberstufe sei für die steigende Schülerzahl zu klein konzipiert. "Geplant waren zwei bis drei Züge für die Klassenstufen elf bis 13, tatsächlich haben wir aber fünf elfte Klassen und sieben Klassen des 12. und 13. Jahrgangs", erklärt Schulleiter Mathias Morgenroth-Marwedel. Zu alledem sind die Musikräume der Schule direkt unter den Räumen der Oberstufe angelegt. "Das garantiert uns zu jeder Klausur Dauerbeschallung", sagt Schulsprecherin Johanna Masuch aus der Klasse 13a.

Zuspitzen werde sich die Situation insbesondere ab dem kommenden Jahr, sofern bis dahin keine konkreten Baumaßnahmen eingeleitet worden seien, meinen die Schulgremien. "Ab 2013 wird unser Schulbetrieb zur Ganztagsschule", erklärt Lehrerin Elisabeth Esslinger, "wir hoffen sehr, dass die Behörden bis dahin die genehmigten Baumaßnahmen auch wirklich einleitet."